: Ein, zwei, viele Paraden
Die Love Parade soll nun doch stattfinden. Zwar mit neuem Namen und Veranstalter, aber auf der Urstrecke am Ku’damm und wieder als Demonstration. Organisator: Genehmigung so gut wie sicher
VON JASNA ZAJCEK
Am traditionellen Love-Parade-Wochenende soll es nun doch einen Technoumzug geben. Unter dem Namen „Fight the Power“ ist für den 10. Juli eine Demonstration mit 5.000 Teilnehmer und fünf Musik-Lkws angemeldet. Sie sollen von 17 bis 22 Uhr von der Urania zum Adenauerplatz ziehen. Der Umzug auf der klassischen Wegstrecke der Love Parade bis 1996 setzt sich gegen „Intoleranz und Engstirnigkeit im Umgang mit der Clubkultur“ und „für die Rückkehr der Love Parade nach Berlin 2005“ ein.
Eine endgültige Genehmigung für „Fight the Power“ steht zwar noch aus, doch der Münchner Veranstalter Bob Shahrestani – bisher bekannt für seine sehr kommerziellen Veranstaltungen – zeigt sich zuversichtlich: Er habe sein Konzept mit der Versammlungsbehörde durchgesprochen, die habe wohlwollend reagiert und nur geringfügige Änderungen gewünscht. Shahrestani muss laut Polizei dafür sorgen, dass die Parade mit drei Kundgebungen politischen Charakters ohne musikalische Untermalung abgerundet wird. Shahrestani will diese Änderungen „gerne vornehmen“ und sieht daher die Parade mit Musik in einer „für die Beschallung von 5.000 Teilnehmern angemessenen Lautstärke“ so gut wie genehmigt. Das Event präsentierte Shahrestani gestern zusammen mit den Organisatoren der „Love Week“, Vertretern von Radio Fritz sowie Fabian Lenz von der Love Parade GmbH. Letzterer hatte im April die klassische Parade wegen fehlender Sponsoren abgesagt.
Die „Love Week“ vom 3. bis 12. Juli soll ein Festival für elektronische Musik und Clubkultur werden. Organisiert wird es von einem Verbund Berliner Partyveranstalter, die nach der Absage um Berlins Ruf als internationale Jugendkulturmetropole – und ihre Jahreseinnahmen fürchteten. Der RBB-Jugendsender Radio Fritz unterstützt das Vorhaben mit seinem bewährten „Love Radio“, einer dreitägigen DJ-Live-Übertragung aus dem Volkspark Friedrichshain.
Angesichts des internationalen Interesses in der Zielgruppe darf mit deutlich mehr als 5.000 Demonstranten bei der Parade für die Parade gerechnet werden. Intern hoffen die Veranstalter auf die Rückkehr des friedlichen Ausnahmezustands, der 1989 bis 1996 jedes zweite Juliwochenende auf dem Ku’damm tobte.
Hoffnung darf sich auch Kay Neumann, der Veranstalter des „Music Day“, machen. Laut Polizei hat er bisher weder eine Zu- noch Absage für die ebenfalls am 10. Juli auf der Straße des 17. Juni geplante Massenveranstaltung gegen die Kürzung von Künstlertantiemen durch die Musikindustrie erhalten. So könnte ein Umzug mit politischem Inhalt und Volksfestcharakter durch den Tiergarten ziehen, während die Technoszene, befreit von den Wünschen der Sponsoren und Wagen-Anmeldegebühren in fünfstelliger Höhe an die Love Parade GmbH, die Ur-Paradenstrecke zurückerobert.
Den Auftakt bildet die Fuck Parade bereits am 3. Juli. Die einstige Gegendemonstration zur kommerziellen Love Parade ist als einzige definitiv genehmigt.