Wochen gegen das Vergessen

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung des KZs und Vernichtungslagers Auschwitz gedenken in den kommenden Wochen viele Veranstaltungen der Opfer des Nationalsozialismus. Im Bezirk Nord findet die „Woche des Gedenkens“ statt. Die Ausstellung „Die Orte bleiben“ zeigt Entwicklung, Stand und Perspektive der Erinnerung

Der Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 ist auch in diesem Jahr Anlass für eine Reihe von Ausstellungen und Veranstaltungen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern und der Opfer seiner Gewaltherrschaft gedenken.

Zum fünften Mal findet im Bezirk Hamburg-Nord die 2005 von der dortigen Bezirksversammlung angeregte „Woche des Gedenkens“ statt. Auch dieses Jahr beteiligen sich etliche Kultureinrichtungen, Schulen, Bücherhallen und Initiativen des Bezirks unter anderem mit Lesungen, Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen, Rundgängen, Zeitzeugengesprächen und Sonderöffnungen der Gedenkstätten an der Reihe. Im Foyer des Bezirksamtes selbst sind noch bis zum 6. Februar die Ausstellung „Kola-Fu – Ein Ort der Willkür und Gewalt“ über das Konzentrationslager Fuhlsbüttel und bis zum 11. März die Fotoausstellung „Friedhof, Karstadt, Rathaus – Geschichtliches über einen zentralen Platz im Herzen Eppendorfs“ zu sehen.

Im Rahmen der Reihe veranstaltet auch das Auschwitz-Komitee seine zentrale Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen“, bereits zwei vor dem Auschwitz-Gedenktag am Sonntagabend um 18 Uhr im Polittbüro.

Im Großen Sitzungssaal des Bezirksamtes findet am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus selbst um 18 Uhr eine zentrale Feierstunde statt, in deren Mittelpunkt der Shoah-Überlebende Ytzhak Reichenbaum steht, der in seinen „Kindheitserinnerungen einer besonderen Art“ über das Schicksal seiner Familie während der Herrschaft des Nationalsozialismus berichtet. Den musikalischen Rahmen liefert das Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels, das zum 200. Geburtstag des aus einer jüdischen Familie stammenden Hamburger Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen Werke im nationalsozialistischen Deutschland verfemt waren und nicht aufgeführt werden durften, das Programm „Aus dem Schatten ans Licht“ mit Werken verfolgter europäischer Komponisten aufführt.

Anlässlich des Gedenktages erinnern auch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und die Hamburger Bürgerschaft in den nächsten Wochen an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Hamburger Rathaus ist bis zum 13. Februar die Ausstellung „Die Orte bleiben – Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Hamburg“ zu sehen, die die Entwicklung, den Stand und die Perspektive der vielfältigen Erinnerungszeichen, Denkmale und Gedenkstätten bilanziert. Die Ausstellung wird ebenfalls bis Anfang Februar mit Vorträgen, Führungen und Filmvorführungen begleitet.

Aber auch eine Reihe von anderen Veranstaltungen setzt sich anlässlich des Gedenktages mit dem Nationalsozialismus auseinander und gedenkt seiner Opfer. Vom Mittwoch bis zum Samstag nächster Woche begeben sich das mobile Kino „Flexibles Flimmern“, die Gedenkstätte Israelitische Töchterschule und das Netzwerk „Spurensuchen“ gemeinsam auf eine Stadtteilerkundung im Karoviertel rund um die ehemalige Mädchenschule der Deutsch-Israelitischen Gemeinde. Im Anschluss ist in der Aula der Gedenkstätte der preisgekrönte französische Spielfilm „Au revoir, les enfants – Auf Wiedersehen Kinder“ von 1987 zu sehen, der auf den Kindheitserinnerungen seines Regisseurs Louis Malle während des Krieges im französischen Internat Petit-College d’Avon basiert. Das war an ein Karmeliterkloster angeschlossen hatte wie viele andere katholische Schulen jüdische Kinder über falschen Namen aufgenommen, um sie vor der Verfolgung durch die Nazis zu schützen. Während einer Razzia der Nazis werden drei der jüdischen Schüler und der Rektor verhaftet.

Wer den bewegenden Film sehen möchte, wird gebeten, sich rechtzeitig einen Platz per Mail an holgerkraus@flexiblesflimmern.de zu sichern. ROBERT MATTHIES

Im Rahmen der „Woche des Gedenkens“ finden in Hamburg-Nord bis Ende Februar Veranstaltungen statt, das Programm gibt es unter www.hamburg.de/contentblob/994558/data/woche-des-gedenkens-2009.pdf. Die Ausstellung „Die Orte bleiben“ ist bis zum 13. Februar Mo – Fr 9 – 19 Uhr, Sa und So 10 – 13 Uhr im Hamburger Rathaus zu sehen. Programm der Begleitveranstaltungen: www.hamburgische-buergerschaft.de/get_download.php?download=2309. Gedenkveranstaltung des Auschwitz-Komitees „Gegen das Vergessen“: So, 25. 1., 18 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45 „Au revoir, les enfants – Auf Wiedersehen Kinder“: Mi, 28. 1. – Sa, 31. 1., 19,30 Uhr, Film 21 Uhr, Gedenkstätte Israelitische Töchterschule, Karolinenstr./Grabenstr., www.spurensuchen.de, Anmeldung: holgerkraus@flexiblesflimmern.de