: Menschen wollen feiern
betr.: „McDonald’s marschiert“ (lalalalaloveparde), Kommentar von Wiglaf Droste, taz vom 12. 7. 03
Endlich mal wieder einer, der sich traut, klarsichtige Worte gegen den organisierten Irrsinn auszusprechen. Gerissene Geschäftemacher verdienen sich unter dem Deckmäntelchen verlogener Scheinlegitimationen eine goldene Nase, indem sie lediglich den allgegenwärtigen Vergnügungswahn ausnutzen. Die offenbar zu keiner kritischen Überlegung mehr fähigen, vom Dauer„feiern“ abgestumpften Massen der TeilnehmerInnen merken im Taumel ihrer narzisstischen Selbstdarstellung und unter dem Trommelfeuer der irrwitzigen Beschallungsmaschinerie gar nicht, welch traurige Rolle sie da in Wirklichkeit spielen. Neil Postman ( „Amusing Ourselves to Death“) lässt grüßen.
RAINER BARTL, Frankfurt/Main
Selten ging Drostes Defätismus weiter am Ziel vorbei. Dass sich seine Misanthropie beim Anblick von Menschenmassen ins Unermessliche steigert, sei mal dahingestellt. Aber dass er sich zum Richter darüber aufschwingt, wer Demokratie öffentlich für sich in Anspruch nehmen darf, macht diesen Kommentar unerträglich. Und das verächtliche Beiseitewischen der These, die sexuelle Orientierung an sich sei bereits ein Politikum, kann auch nur von einem heterosexuellen weißen Mann ohne nennenswerte körperliche Gebrechen stammen. Dass Menschen feiern wollen, ist ihr gutes Recht, Kommerzialisierung hin oder her. […] Das Wesen der Demokratie ist es eben, dass jeder Schreiberling sich auf sie berufen darf, wenn es der Egopflege dient.
DANIEL KASTNER, Düsseldorf
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