on the rail again
: Ein mythisches Bier aufs Meer

Henning Kober bereist per Interrail Europa. Heute: Patras

Samstag, 15.46 Uhr. Kurz nach Athen, der Intercity nach Patras rumpelt sich über kurvige Schienen, zur Linken der erste Blick auf das Meer. Blaugrün schimmert tief unten das Wasser. Ein Schiffswrack liegt halb versunken auf Grund. Menschenpunkte strampeln im Wasser. Zwei Düsenjäger zeichnen Kondensstreifen an den Himmel.

Samstag, 23.10 Uhr. Ich sitze auf dem Balkon meines Zimmers in der Pension Nikos, trinke Mythos-Bier und lese im gelben Licht der Straße Georges Bataille. 100 Meter weiter ragen die blauen Wände einer Fähre hoch in den Himmel. Es riecht nach Meer. Die Kreuzung unten gehört dem Car-Cruising. Robbie singt aus dicken Polo-Boxen „Rock-DJ“.

Sonntag, 23.15 Uhr. Auf dem Nachbarbalkon zündet sich Jack aus Sidney eine Zigarette nach der anderen an. Er fragt nach der German-Autobahn und ist nervös, weil er morgen zu seinen Großeltern nach Korfu fährt, die er zuvor noch nie getroffen hat. Unten wummert Sean Paul aus einem verspoilerten Fiat Punto.

Montag, 13.03 Uhr. Der Strand von Patras ist schmal und steinig, kein Zeigen, Sehen, Haben. Ein dicker Junge mit Schwimmflügeln kämpft gegen die Wellen, die kleine Schaumkronen tragen. In der Ferne: die rote Superfastferry, die mich heute Nachmittag nach Italien schieben wird. Aus meinem Kopfhörer singt Johnny Cash „A Satisfied Mind“.