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Archiv-Artikel

Höchststrafe gefordert

20 Jahre nach Terroranschlägen in Frankreich beantragt die Anklage „lebenslänglich“ für Terroristen Weinrich

BERLIN dpa ■ Mehr als 20 Jahre nach drei Terroranschlägen in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft gestern vor dem Berliner Landgericht eine lebenslange Haftstrafe wegen sechsfachen Mordes und 22-fachen Mordversuchs für den Terroristen Johannes Weinrich beantragt. „Wir haben hier Vorläufer solcher Taten wie jüngst in Madrid“, erklärte Ankläger Detlev Mehlis.

Weinrich sei der Drahtzieher eines Sprengstoffanschlags in Paris am 22. April 1982, sagte Mehlis. Er sei ferner verantwortlich für ein Chaos ohnegleichen auf dem Bahnhof von Marseille und das Blutbad in einem französischen Zug auf der Fahrt nach Lyon, beides an Sylvester 1983. Weinrich habe entweder als Planer oder eigenhändig den Tod von sechs Menschen verursacht. „Er wollte viele Tote, je mehr, desto besser“, sagte der Ankläger.

Weinrich – wegen eines Bombenanschlags auf ein französisches Kulturzentrum am Kurfürstendamm bereits zu lebenslanger Haft verurteilt – ist nach dem Plädoyer von Mehlis zuständig gewesen für Terroranschläge in Westeuropa. Weinrich sowie der in Frankreich inhaftierte Carlos und ein Syrer seien die Köpfe der Bande gewesen. Die Männer hätten Frankreich den Krieg erklärt. Mit den Attentaten sollte der französische Staat gezwungen werden, Carlos’ Ehefrau und einen weiteren Gesinnungsgenossen freizulassen. Wie in Madrid seien unschuldige Menschen zum Opfer geworden.

In dem seit März 2003 laufenden Prozess hatte Weinrich Angaben zu den Mordvorwürfen verweigert. Eine Vernehmung von Carlos hätte aus Sicht der Staatsanwaltschaft keine neuen Erkenntnisse erbracht. Auf dessen Vernehmung in Berlin wurde wegen des Sicherheitsrisikos verzichtet. Drei weitere Terroranschläge, die Weinrich zur Last gelegt werden, werden aus prozessökonomischen Gründen nicht mehr verhandelt. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt.