Wahlschlacht an der Uni

Service-Agentur oder Kritik am System: Nächste Woche ist AStA-Wahl an der Uni und der Wahlkampf ist hitzig. Niedrige Beteiligung erwartet

bremen taz ■ Vom Wahlplakat der Linken Listen grüßt ein geleckter Yuppie. „Ihm wenigstens gefällt der jetzige AStA“, ist darunter zu lesen. Im Kampf um Stimmen bei der Wahl ihrer Vertretung gehen die Bremer Studis nicht zimperlich miteinander um. Nächste Woche geht’s an die Urnen.

Klar ist immerhin: Der momentane AStA-Vorsitzende Tim Cordßen ist künftig nicht mehr mit von der Partie. Nach drei Jahren AStA-Arbeit möchte sich der 28-Jährige dem Abschluss seines Studiums widmen. Klar ist auch, dass die Wahlbeteiligung wohl nicht wesentlich über zehn Prozent liegen wird. Im letzten Jahr gingen gerade einmal acht Prozent der Studierenden an die Urne. „Da ist keine Trendwende in Sicht“, sagt Ralf Neubauer, Sprecher des amtierenden AStAs.

Damit ist es mit den Klarheiten aber auch schon vorbei. Welche der zehn Listen, die zur Wahl antreten, siegreich aus dem Rennen um die Gunst der Kommilitonen hervorgeht, und wer schließlich im Herbst den AStA stellt, ist kaum vorherzusagen.

Gute Chancen rechnet sich „AStA für Alle“ (AfA) aus, die zur Zeit mit absoluter Mehrheit im StudentInnen-Rat den AStA alleine bestimmen. Viele der KandidatInnen sind auch für die Jusos oder die Grüne Jugend aktiv, was politische Gegner zum Vorwurf des Parteikarrierismus veranlasst. Dem widerspricht Neubauer energisch: „Wer politisch aktiv ist, engagiert sich meist auch an der Hochschule.“ Das Programm seiner Liste fasst er so zusammen: „50 Prozent Service und 50 Prozent Hochschulpolitik.“ Der jetzige AStA habe etwa das Campus-Kino wiederbelebt und viele Veranstaltungen zu aktuellen politischen Themen organisiert.

Unzufrieden mit den politischen Aktivitäten des amtierenden AStAs sind fünf linke Listen, die als Wahlbündnis antreten. Adrian Stroiwas tritt auf Platz eins der „Liste der in den Studiengängen Aktiven“ (LISA) an. Zu dieser Position ist der angehende Sport- und Religionslehrer allerdings nur durch seinen Vornamen gekommen: Die Listenplätze wurden nach Alphabet vergeben. „LISA will einen Fokus auf Gesellschaftspolitik, nur Dienstleistung ist nicht genug“, sagt Stroiwas zur Ausrichtung seiner Liste. Im Flugblatt von Bündnispartner „Knatsch – basisdemokratische Linke“ heißt es: „Nach dem Streik ist vor dem Streik.“ Der AStA müsse politisch kompromissloser sein und wieder fundamentale Kritik an der Gesellschaft üben.

Ein ganz anderes Programm vertritt „WiWi und Freunde“ (WuF). Die WirtschaftswissenschaftlerInnen wollen eine Abkehr von breiter politischer Aktivität. „Weltpolitik hat im AStA nichts zu suchen, den normalen Studenten interessieren vor allem hochschulinterne Verbesserungen“, so Martin Braun, der auf Listenplatz zwei antritt. Stattdessen solle sich der AStA mehr um die Belange der Studierenden selbst kümmern. Eine Koordinationsstelle für die Vergabe von Räumen etwa könne überfüllte Vorlesungssäle vermeiden. Beim Thema Studiengebühren zeigt sich WuF im Gegensatz zu AfA und den linken Listen verhandlungsbereit. „Eine reine Blockade ist kontraproduktiv“, sagt Braun. Es dürfe allerdings nicht zu einer sozialen Selektion kommen.

Zur Wahl steht auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), der allerdings nur drei der insgesamt 176 Kandidaten stellt. Nicht dabei ist die Liberale Hochschulgruppe. Sie hat den Termin zur Listenanmeldung versäumt. Axel Domeyer