: Mini-Freiheitsstatue in der Friedrichstraße
Baracke am Checkpoint steht wieder unverhüllt. Falsche Vopos dürfen nur noch auf dem Bürgersteig posieren
Der Streit um den richtigen Umgang mit dem Checkpoint Charlie hat sich irgendwie dann doch gelohnt: Verändert hat sich zwar nichts. Aber alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Die Baracke, die fast zwei Wochen lang von der Museumsleiterin Alexandra Hildebrandt in blaue Müllsäcke gezwängt wurde, steht unverhüllt.
Auch die Schauspiel-Studenten, die als alliierte Grenzsoldaten verkleidet Touristen um ein Foto reicher und einen Euro ärmer machen, kommen wieder. Ein Schreiben aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat lediglich dafür gesorgt, dass das ursprünglich genehmigungsfreie Posieren in historischen Uniformen von der Straße auf den Bürgersteig verbannt wurde.
Traum vom Disneyland
Doch die sinnvolle Gestaltung des Platzes will allen Beteiligten nicht aus dem Kopf. Museumschefin Hildebrandt träumt von einer Rasenfläche, auf der eine Kopie der Freiheitsstatue stünde – eine Art geschichtsträchtiges Mini-Disneyland mitten auf der Friedrichstraße. Von Schauspielerseite fordert man dagegen eine verkehrsberuhigte Zone und hat deswegen in der kommenden Woche einen Termin mit Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) vereinbart.
Doch schon droht neuer Stoff für neue Checkpoint-Streite: Am Dienstag werden ebendort zwei Schüler in Alliierten-Uniform ihren „sozialen Tag“ ableisten. Nur dass sie das Geld nicht für sich sammeln, sondern ihren Lohn an die Schülerorganisation „Schüler Helfen Leben“ spenden. Die Organisatorin Wibke Schlüter kennt deren Vorhaben und ist begeistert: „Wir finden die Idee klasse, dass auch ausgefallenere Jobs dabei sind.“ Von dem wochenlangen Aufruhr am Ort weiß sie aber nichts. „Wir sitzen nicht in Berlin und haben das nicht so mitbekommen.“ Das Regionalbüro vor Ort hatte das Projekt offenbar durchgewunken.
100 Euro würden die beiden Schüler auf alle Fälle zusammenbekommen, prophezeit Schauspieler Tom Luszeit, der sich mit der Museumsleiterin in den Haaren hatte. Das Geld ist für ein Bildungsprojekt in Rumänien bestimmt. Vielleicht lernen die Schüler dort, wie Geschichte anschaulich gemacht werden kann – ohne Müllsäcke oder Klopapier. VERONIKA NICKEL