: Ein Mann von Wert
Nikola Karabatić ist einer der Leistungsträger beim THW Kiel. Nun will er zu den Rhein-Neckar Löwen nach Mannheim wechseln, um dort wieder mit dem ehemaligen THW-Trainer Zvonimir Serdarušić zusammen arbeiten zu können
In Kroatien wird um die Handball-Weltmeisterschaft gespielt, in Deutschland über Handball geredet. Vor allem über die Rhein-Neckar Löwen, die in der nächsten Saison von Zvonimir „Noka“ Serdarušić trainiert werden, der Ende Juni 2008 vom THW Kiel entlassen wurde. Die Kieler „Zebras“, souveräner, ungeschlagener Tabellenführer der Bundesliga, haben die Entlassung von Serdarušić gut überstanden. Der neue Trainer Alfred Gislason wird am Ende der Saison einige Titel holen. Nur die Zahl steht noch nicht fest.
Die Erfolge des THW erreicht eine Mannschaft, die Serdarušić und Geschäftsführer Uwe Schwenker zusammengestellt haben. Allen voran der Welthandballer des Jahres 2007, Nikola Karabatić. Der hat nun auf seiner Homepage erklärt, dass er zwar einen Vertrag mit Kiel bis 2012 hat, doch nicht weiß, „ob ich ihn erfüllen werde“.
Karabatić schreibt, „dass mein Wunsch, wieder mit Noka Serdarušić zusammen zu arbeiten, groß ist.“ Falls er eines Tages den THW Kiel verlassen werde, dann „ist es nur, weil ich die menschlichen Werte über alles andere stelle. Ich bin ein Mann des Wortes, nicht des Geldes“. Hier spielt Karabatić auf das Wort an, das ihm der THW angeblich bezüglich Serdarušić gegeben und gebrochen habe.
Der 24-Jährige ist „immer noch verärgert“ über die Entscheidung des THW, die Zusammenarbeit mit Serdarušić zu beenden. Seinen Vertrag mit dem THW habe er 2007 vor allem deshalb um fünf Jahre verlängert, weil Kiel versprochen habe, den Vertrag von Serdarušić zu verlängern.
Der Welt bestätigte Karabatić seine Gespräche mit den Rhein-Neckar Löwen: „Es ist normal, dass man mit interessanten Vereinen in Kontakt steht. Ich habe jedenfalls noch nichts unterschrieben.“
Angeblich sollen die Rhein-Neckar Löwen auch mit anderen Kieler Spielern Kontakt haben. Ein Wechsel mehrerer „Zebras“ würde die Kräfteverhältnisse der Bundesliga verändern. Kiels Trainer Gislason hat den Manager der Rhein-Neckar Löwen, den Ex-Kieler Thorsten Storm, wegen dessen angeblicher Abwerbungsversuche attackiert. Storm kontert: „Wenn Spieler oder deren Berater mit uns das Gespräch suchen, dann sprechen wir auch mit ihnen. Gerade bei Topleuten wie Karabatić wäre es fahrlässig, dies nicht zu tun.“
Karabatić will offensichtlich schon im Sommer zu den Löwen nach Mannheim wechseln. Das bestätigt Löwen-Manager Storm. Zum Gerücht, in Mannheim würden doppelt so hohe Gehälter wie üblich bezahlt, sagt Storm: „Bei uns wird genauso viel gezahlt wie bei anderen europäischen Top-Klubs.“
THW-Manager Uwe Schwenker hat gedroht, eine „exorbitante Ablösesumme“ für den französischen Handball-Star zu fordern. Dazu Storm: „Es geht hier nicht um Ablöse, sondern um den Wunsch eines Spielers. Wir werden keine astronomisch hohe Ablösesumme bezahlen.“
Storm bestätigt auch Kontakte zu Kiels Rechtsaußen Vid Kavtičnik: „Nikola und Vid sind dicke Freunde und wollen gemeinsam wechseln.“ Kontakt zu weiteren Spielern gebe es nicht.
Den Wechsel begleitet ein gereizter Ton, der mit den Hintergründen, die zur überraschenden Trennung von Serdarušić und Kiel geführt haben, zu tun hat. Dabei geht es um das zerrüttete Verhältnis zwischen Schwenker und Serdarušić, die jahrelang Freunde waren und harmonisch zusammen gearbeitet hatten, bis sich ihre Frauen so verkrachten, dass darüber auch die Beziehung der Männer zerbrach. In der griechischen Mythologie brachen in Folge solcher Auseinandersetzungen Kriege aus. So weit wird es zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen nicht kommen.
ROGER REPPLINGER