: Der verkannte Retter Röwekamp
Eigentlich wollte der neue CDU-Senator bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz seinen Vorschlag für den Erhalt des Horner Bades präsentieren – und viel Lob ernten. Stattdessen kam nur Murren der Bürger – und des Koalitionspartners
taz ■ Seinen Auftritt als Retter des Horner Bades hatte sich der frischgebackene CDU-Senator Thomas Röwekamp offensichtlich anders ausgemalt. Unwirsch wies der neue Sportsenator gestern alle Kritik zurück, die ihm statt Dankesrufen entgegen schlug. „Das ist ein Kompromissvorschlag – wenn Sie den nicht wollen, dann können wir das Bad auch schließen!“ Doch das Badevolk, das sich auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im Freibad versammelt hatte, murrte weiter.
Der von Röwekamp gemeinsam mit seinem Parteifreund, dem neuen Bausenator Jens Eckhoff, vorgetragene Vorschlag kam nicht gut an. Eine Verkleinerung der Schwimmbecken um die Hälfte, um die laufenden Kosten zu minimieren? „Wenn es keine 50-Meter-Bahnen mehr gibt, dann kommen die ganzen Schwimmer doch nicht mehr“, grummelten einige. Jetzt schon sei das Bad kundenfeindlich: Die Öffnungszeiten zu kurz, die Freifläche nicht kindgerecht genug. Ein Schwimmer klagte, dass Sport als Gesundheitsfaktor nicht genug wahr genommen werde: „Das ist typisch Politik, die denkt immer nur bis morgen, nie bis übermorgen!“
Dabei wollte Röwekamp genau das Gegenteil vermitteln. Er und Bausenator Eckhoff hätten jetzt ein Konzept aus der Schublade gezaubert, mit dem das Horner Bad langfristig überleben könne. Röwekamp: „Wir haben nachgerechnet und festgestellt, dass die Sanierung des Bades doch nur 2 Millionen statt 2,6 Millionen Euro kosten würde.“ Auch für die Finanzierung hatten sie eine Idee: Das Geld dafür sollte der Verkauf von kleinen Teilen der Horner Schwimmbadwiesen sowie einer 20.000 Quadratmeter-Fläche an der Curiestraße einbringen. Eigentlich sei dieses Grundstück den Sportvereinen als Entwicklungsfläche vorbehalten, doch die seien einverstanden, so der Sportsenator.
Ganz und gar nicht amüsiert ist allerdings der Koalitionspartner. Der sportpolitische Sprecher der SPD, Jürgen Pohlmann, sagt: „Das ist weder mit uns Abgeordneten noch mit dem Senat abgesprochen.“ Er sei gespannt, wie das inhaltlich noch nicht ausgestaltete Konzept umgesetzt werden solle. Außerdem sei der Verkauf des Grundstücks an der Curiestraße eine politische Entscheidung. „Es kann nicht sein, dass der Erlös allein in die Sanierung des Horner Bades fließen würde, schließlich stehen noch andere Bäder auf der Streichliste.“
Während Pohlmann zwar grundsätzlich den Erhalt des Horner Bades begrüßen würde, erinnerten Senatskanzlei und Finanzsenator in einer gemeinsamen Presseerklärung an den Koalitionsvertrag, in dem schwarz auf weiß die Schließung des Bades festgehalten sei, damit das Sportressort die Sparquote erfüllen kann. Außerdem verstoße der Vorschlag Eckhoffs und Röwekamps gegen das im Koalitionsvertrag festgehaltene Ziel, zwölf Prozent der öffentlichen Liegenschaften zu verkaufen, um mit dem Erlös öffentliche Gebäude wie zum Beispiel Schulen zu sanieren. Die Ressortchefs müssten jetzt darlegen, wie sie ihren Beitrag dazu leisten wollen, wenn sie die Gesamterlöse in ein Freibad stecken. Eiken Bruhn
Siehe Kommentar