ganztagsgrundschule : Besser spät als nie
Das Abgeordnetenhaus hat gestern auf Antrag von SPD und PDS den Senat aufgefordert, ein „Leitbild für die offene Ganztagsgrundschule“ zu erarbeiten. Endlich, möchte man ausrufen. Endlich hat Rot-Rot erkannt, das zu einer Ganztagsschule – auch in der offenen Form – mehr gehört, als die Horte an die Schulen zu verlagern.
Kommentarvon SABINE AM ORDE
Daran konnte man durchaus zweifeln. Denn bislang geht es allein um die organisatorische Abwicklung der – das sei eingeräumt – riesigen Umstrukturierung. Und die läuft mancherorts so schlecht, dass vielen Schulleitern unklar ist, wie sie diese in nur einem Jahr umsetzen sollen. Rein organisatorisch natürlich. Denn für pädagogische Inhalte bleibt da kaum Zeit. Aber genau um diese muss es gehen, wenn die offene Ganztagsgrundschule mehr sein soll als das Nacheinander von Unterricht und Hort.
Klappt das nicht, besteht gar die Gefahr, dass es zu einer pädagogischen Verschlechterung bei der Nachmittagsbetreuung der Schulkinder kommt: Denn derzeit wird ein funktionierendes Betreuungssystem aus Schülerläden und Horten zerstört – ohne das es bislang etwas Neues, etwas Besseres gibt.
Pädagogisch gefüllt und gut ausgestattet aber könnte dieses Neue durchaus ein Schritt nach vorn werden: Denn Ganztagsschulen stärken die Chancengleichheit unter den Kids und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Der gestrige Parlamentsbeschluss ist also ein kleiner Schritt in die richtige Richtung: Die Schulverwaltung soll ein gemeinsames pädagogisches Rahmenkonzept für den Unterricht und die außerunterrichtlichen Angebote an der Schule erarbeiten. Und damit die inhaltliche Ausrichtung der offenen Ganztagsgrundschule, ihre Ausstattungsstandards und ihre Rolle im Kiez definieren. Besser spät als nie.