s-bahn in der kritik : Nur keine leeren Drohungen, bitte!
Es brauchte erst einen gewöhnlichen Wintereinbruch, um die Probleme bei der S-Bahn offenzulegen: Als die Temperaturen Anfang Januar für die Jahreszeit normale Werte erreichten, fielen tausende Züge aus, noch mehr kamen zu spät. Die Lokführer waren nach drei Tagen Winterwetter derart geschlaucht, dass der Krankenstand auf 12 Prozent stieg.
Dabei war es keine „höhere Gewalt“, die die Konzernmutter Deutsche Bahn und ihre Tochter S-Bahn GmbH heimsuchte – die Technik funktionierte einfach nicht. Die Schadenersatzdrohungen von Senatorin Ingeborg Junge-Reyer sind daher mehr als gerechtfertigt. Sie dürfen keine leeren Worte bleiben. Denn das nächste S-Bahn-Chaos wird nicht bis zum nächsten Winter auf sich warten lassen.
KOMMENTAR VON KRISTINA PEZZEI
Die S-Bahn hat in den letzten Jahren kaum in ihre Technik investiert. Signal- und Sicherungssysteme sind völlig veraltet, und auch sonst sieht es düster aus: Ein Störfallmanagement gab es bisher nicht, der Informationsservice lässt zu wünschen übrig.
Die angekündigten 5 Millionen Euro, die Junge-Reyer für die Verspätungen im letzten Jahr zurückhaben will, müssen fließen. Zuvor wurden Ansprüche verrechnet, die das Unternehmen kaum schmerzten – das darf nicht mehr passieren. Sinnvoll wäre es tatsächlich, mit dem eingenommenen Geld die U-Bahn zu unterstützen und den Wettbewerbsdruck auf die S-Bahn zu verstärken.
Falls es Junge-Reyer ernst meint und den Betrieb für die Zeit nach 2017 wirklich ausschreiben will, muss sie ebenfalls jetzt die Weichen dafür stellen: Mitbewerber werden sich gründlich vorbereiten müssen, um gegen die Deutsche Bahn punkten zu können. Diese Chance sollten sie erhalten.
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