: Saudischer Al-Qaida-Chef getötet
Nach der Enthauptung der US-Geisel Paul Johnson gelingt den Sicherheitskräften ein Schlag gegen die Terroristen. Mehrere führende Mitglieder werden erschossen, andere festgenommen. Al-Qaida droht mit der Fortsetzung des heiligen Krieges
RIAD/BERLIN rtr/taz ■ Nach einer Serie von Anschlägen auf Mitarbeiter ausländischer Unternehmen ist Saudi-Arabien offiziellen Angaben zufolge ein Schlag gegen die mutmaßlichen Attentäter von al-Qaida gelungen. Eine Spezialeinheit der Sicherheitskräfte habe den Al-Qaida-Anführer im Land, Abdulasis al-Mukrin, und drei weitere gesuchte Attentäter getötet, teilte das saudi-arabische Innenministerium am Samstag mit. Zudem seien bei dem Einsatz in der Hauptstadt Riad zwölf Al-Qaida-Kämpfer festgenommen worden. Mukrins Gruppe hatte zuletzt den 49-jährigen US-Amerikaner Paul Johnson entführt und am Freitag enthauptet.
Der 32-jährige Mukrin und seine Komplizen seien am Freitagabend an einer Tankstelle im Riader Stadtviertel al-Malass aufgespürt worden, hieß es in einer Erklärung des Innenministeriums. Die genauen Umstände der Aktion waren gestern noch unklar. Zunächst hieß es, die Männer seien dabei gewesen, die Leiche der US-Geisel abzulegen. Doch diese wurde bis Sonntagnachmittag nicht gefunden.
Später war dann von einer Straßensperre die Rede. „Die Sicherheitskräfte umringten die Männer. Es kam zu einem heftigen Gefecht, das mit dem Tod aller vier endete. Es endete auch mit dem Tod eines Mitglieds der Sicherheitskräfte und der Verwundung von zwei weiteren“, erklärte das Ministerium. Unter den Toten seien außer Mukrin auch die gesuchten Al-Qaida-Mitglieder Faisal al-Dacheel, Turki al-Muteiri und Ibrahim al-Dreihim. Die drei sollen in mehrere Anschläge in Saudi-Arabien verwickelt gewesen sein, darunter Dacheel in einen Angriff auf einen US-Bürger in Riad, Muteiri in die Geiselnahme ausländischer Mitarbeiter von Ölunternehmen in Khobar im Osten des Landes im Mai und Dreihim in ein Attentat auf einen Wohnkomplex für ausländische Bürger in Riad im November.
Unter den 12 festgenommenen Al-Mukrin-Verbündeten ist saudi-arabischen Sicherheitskreisen zufolge auch ein hochrangiges Al-Qaida-Mitglied, das im Jahr 2000 an dem Anschlag auf das US-Kriegsschiff „Cole“ im benachbarten Jemen beteiligt gewesen sein soll. Dabei wurden 17 US-Soldaten getötet. „Dieser Mann dürfte einer der wichtigsten Stellvertreter Mukrins gewesen sein“, sagte ein Sicherheitsvertreter, der den Namen des Festgenommenen nicht nannte. „Er war ein hochrangiger Anführer seiner Zelle und er war an dem Bombenanschlag auf die ‚Cole‘ beteiligt.“ Offiziellen Angaben zufolge stellten die Sicherheitskräfte bei dem Einsatz zudem Waffen, Geld und Fahrzeuge der Gruppe sicher.
„Das ist ein massiver Schlag gegen die Extremisten“, hieß es in Sicherheitskreisen weiter. „Ein großer Teil der Gruppe um Mukrin wurde in der vergangenen Nacht ausgeschaltet, entweder getötet oder festgenommen.“ In der Nacht zum Sonntag riegelten Sicherheitskräfte drei Stadtviertel von Riad ab und durchsuchten sie.
Mukrin war das meistgesuchte Al-Qaida-Mitglied in Saudi-Arabien, kämpfte Experten zufolge von 1992 bis 1995 im Bosnienkrieg und bereitete ein Attentat radikaler Islamisten auf den ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak im Jahr 1995 mit vor.
Mukrins Gruppe, die sich „Al-Qaida-Organisation der arabischen Halbinsel“ nennt, bestätigte am Samstag im Internet den Tod Mukrins und seiner Mitkämpfer und drohte zugleich, der heilige Krieg werde fortgesetzt. Al-Qaida hat alle Muslime aufgerufen, so lange gegen das saudi-arabische Königshaus zu kämpfen, bis alle Ungläubigen das Stammland des Islams verlassen hätten.
Experten rätselten gestern darüber, warum so viele hochrangige Mitglieder der Zelle gemeinsam unterwegs waren. Dies entspricht nicht der üblichen Praxis von al-Qaida.