: Von den Vietnamesen lernen
Beim Sunset-Varieté im Sommergarten der Ufa-Fabrik wirbelt Tuan Le Hüte durch die Luft, und das Asian Canjun-Quartett spielt schwerelosen Jazz vom Mekong
Die Stadt döst in der Sommerhitze, leise brummen die Ventilatoren. Man möchte nicht mehr arbeiten, kriegt ja eh keinen geraden Gedanken zusammen. Das ist gefährlich! Arbeitsunfälle häufen sich, sogar den Controllern in ihren air-conditioned Working Units unterlaufen Rechenfehler. Und das in einer Zeit, wo wir doch die Ärmel hochkrempeln sollen. Mehr arbeiten, sagt Roland Koch, Wiesbaden, und auch wir in Berlin hören die Signale. Mehr Arbeiten, aber wie? Woher die Kraft nehmen, wenn der Schweiß schon beim Versuch rinnt, still zu sitzen? Vom schlechten Gewissen geplagt, bleibt uns deutschen Arbeitskräften nur, von anderen Kulturen zu lernen. Zum Beispiel von dem fleißigen Vietnamesen Tuan Le, dem Meister der Jonglage. Von heute Abend an wird er im Sommergarten der Ufa-Fabrik Hüte und andere Gegenstände in die Luft werfen, und es wird ausehen, als wäre es keine Arbeit. Während wir im Pulbkum sitzen, mit Gesichtern, die schon allein vom Zuschauen gerötet sind. Als Gast tritt das Duo Dinh Anh mit schwereloser vietnamesischer Paar-Akrobatik auf, dazu spielt, frsich vom Mekong zurück, das Asian Cajun Jazz-Ensemble. Ach ja, der Mekong, ruhig und groß. Wie ist da eigentlich gerade so das Wetter?