heute in bremen : „Leider hat sich nicht viel geändert“
In der Bürgerschaft setzt die Shakespeare Company Johann Geusendams Geschichte in Szene
taz: Herr Ijspeerd, als Sie von dem Bremer Projekt erfuhren…
Roelof Ijspeerd: … war ich völlig überrascht. Über meine Mutter, die in derselben Widerstandsgruppe wie er war, kannte ich den Namen Johann Geusendam und wusste, dass er zusammen mit Hendrik Aldenkamp insgesamt vier Fluchlinien von Nazi-Deutschland in die Niederlande organisiert hatte. Von der Zeit vor der Ausweisung, der Verfolgung durch die Bremer Behörden, wusste ich vorher nicht.
Wie beschreiben die Berichte den Menschen Geusendam?
Als jemanden, der sich pausenlos für die Schwachen eingesetzt hat. Er hat nie gefragt: Wer bist du? Sondern nur: Was brauchst du? Er hat jüdischen und katholischen Flüchtlingen genauso geholfen wie kommunistischen.
Wie ist der Kontakt zwischen Ihnen und der wissenschaftlichen Leiterin Eva Schöck-Quinteros zustande gekommen?
Sie hatte im Internet nach Geusendam gesucht. Dabei ist sie auf ein Interview in unserer Lokalzeitung gestoßen, in dem ich mich darüber beschwert hatte, dass Straßennamen nicht an kommunistische Widerstandskämpfer erinnern. Als linken Widerstandskämpfer, der dafür in Betracht käme, hatte ich Geusendam vorgeschlagen.
Mit der Lesung in der Bürgerschaft kehrt Geusendams Geschichte an den Ort zurück, an dem 1931 seine Ausweisung beschlossen wurde.
Ich bin stolz, dass es in Bremen Leute gibt, die so etwas wie dieses Projekt zustande bringen. Aber leider hat sich nicht viel geändert. Wie Geusendam als „lästiger Ausländer“ ausgewiesen wurde, so werden auch heute Menschen als unerwünschte Ausländer bezeichnet, wenn sie nicht einfach geradeaus mitlaufen.INTERVIEW: DIERCK WITTENBERG
Lesung heute und 3. 2. 19.30 Uhr, 1. 2. 11.30 Uhr