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Archiv-Artikel

Grünen-Wähler lieben die Sozialdemokratie

Trotz der aktuellen Krise setzen die Anhänger der Grünen auf eine Fortsetzung der NRW-Koalition mit der SPD

DÜSSELDORF/MANNHEIM taz ■ Eine überwältigende Mehrheit der Grünen-Wähler hofft auf eine Fortführung der rot-grünen Koalition über die im Mai nächsten Jahres anstehenden Landtagswahlen hinaus. Ein erneutes Zusammengehen mit der SPD fänden 82 Prozent der Grünen-Anhänger „prinzipiell gut“, nur elf Prozent fänden eine Neuauflage „schlecht“. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der nordrhein-westfälischen Grünen.

Erwidert wird die neue Liebe des grünen Spektrums aller Koalitionskrisen zum Trotz von den Sympathisanten der SPD: Hier sprechen sich 69 Prozent für eine Neuauflage der rot-grünen Zweckehe aus. Dennoch bleibt Rot-Grün auf Landesebene vorerst zweite Wahl: „Der Favorit der relativen Mehrheit bleibt Schwarz-Gelb“, schreiben die Wahlforscher – 30 Prozent setzen auf die derzeitige Opposition aus CDU und FDP, Rot-Grün rangiert mit 22 Prozent an zweiter Stelle. 15 Prozent glauben an eine große Koalition. Die vieldiskutierte schwarz-grüne Option dagegen wird von 55 Prozent aller Befragten abgelehnt. Skeptisch bleiben auch die Wähler der beiden Parteien: Nur 28 Prozent der CDU-Wähler halten diese Alternative für „gut“ – bei den Grünen sind es immerhin schon 37 Prozent.

Für Rot-Grün bleibt damit bis zu den Landtagswahlen alles offen – in Nordrhein-Westfalen scheint sich die These des SPD-Bundesvorsitzenden Franz Müntefering zu bestätigen, der Trend zur Abwahl der Sozialdemokraten sei umkehrbar: Zwar käme die SPD bei einer Bundestagswahl nur auf 29 Prozent, doch ist das Potential der Koalitionspartner weit größer: Mehr als jeder Fünfte Wahlberechtigte in NRW könnte sich vorstellen, grün zu wählen – 55 Prozent schließen dies allerdings kategorisch aus. Damit bewegt sich das Potential der Partei auch in Nordrhein-Westfalen innerhalb der klassischen Strukturen – die Wähler der Grünen sind jung, weiblich, religiös ungebunden. Die besten Wahlchancen haben die als Umwelt- und Verbraucherschutzpartei identifizierten Grünen bei den 30- bis 39-Jährigen, die Über-60-Jährigen stehen dem kleinen Koalitionspartner wie die Bewohner kleinerer Orte noch immer skeptisch gegenüber. Gewählt werden die Grünen dagegen von gutsituierten Singles und Paaren, die ohne Trauschein zusammenleben: 56 Prozent ihrer Anhänger schätzt die eigene wirtschaftliche Situation als gut ein – mehr als bei jeder anderen Partei.

ANDREAS WYPUTTA