hamburger szene : Gewusst wie
„Weißt du, wie man als Frau einen Mann bekommt?“, fragte mich der Fünfjährige.
„Nein“, sagte ich. „Ich habe mich immer nur gefragt, wie man als Mann eine Frau bekommt. Und auch das nie verstanden.“
Gut, dann erkläre ich es dir, fuhr der Bengel fort, heiter, irgendwie erleichtert. „Also: Die Frau bekommt ein Kind, einen Jungen. Und dann wartet sie lange, ganz ganz lange. Bis das Kind groß geworden ist. Und dann hat sie einen.“ Den Schlusssatz sprach er zwischen den Zähnen, so weit hatte der Kleine die Mundwinkel auseinander gezogen, um in der Stille nach dem Punkt unzweifelhaft zweideutig, herrlich verschmitzt in sich hineinzulächeln: fasziniert von seiner Gerissenheit. Ich fand‘s gar nicht lustig.
„Na, wenn du schon so viel weißt, du kleiner Schlauberger, kannst du mir dann auch sagen, wie man als Mann eine Frau bekommt?“, fragte ich. „Wo liegt das Problem“, sagte der Kleine. Das sei doch genau so einfach (ich glaube er sagte „pipieierleicht“).
„Der Mann muss nur ein Kind bekommen, ein Mädchen, warten bis es groß geworden ist – und dann hat er eine.“
„Aber er bekommt ja gar kein Kind“, warf ich ein, dazu bräuchte er ja schon eine Frau. „Ach ja“, sagte der Fünfjährige, in seiner Euphorie arg gebremst. „Und wie bekommt er eine Frau?“, fragte er nun mich.
Das hätte ich ja auch nie so ganz verstanden, gab ich resigniert zur Antwort.
MAXIMILIAN PROBST