Kunsträuberinnen

Die Schweizer Künstlerinnengruppe „Les Reines Prochaines“ stellt ihr neues Programm „Vol d’Art – Der Kunstraub. Erwischt!“ im Polittbüro vor

„Es gibt Lieder, die geschmettert werden müssen.“ Wenn die Schweizer „Les Reines Prochaines“ – „Die nächstfolgenden Königinnen“ – etwas nicht mögen, dann unsägliche Vorsicht, tatenloses Vertrauen, zögerliche Reflexion und stummen Stillstand. „Kapital und Ressourcen / die Hälfte der Macht / das gehört uns das bekommen wir / haben wir gedacht“, singen die derzeit vier Frauen auf ihrem letzten Album „Starke Kränze“. Aber: „Das ist vorbei, wir scheuen keinen Schmutz / an Händen / auf den Blusen keinen Fleck / wir wollen regieren und jetzt vom Speck.“

Seit 21 Jahren verwandelt die entschlossene Künstlerinnengruppe mit dem beständig wechselnden Personal ihr politisch, sozial und biografisch verursachtes Unbehagen über den alltäglichen Wahn-, Un- und Eigensinn in multimediale Performances, Konzertprogramme, Hörspiele, Videoclips, Tonträger und performative Interventionen.

Heute Abend stellen die ungekrönten Königinnen ihr neues Programm „Vol d’Art – Der Kunstraub. Erwischt!“ im Polittbüro vor. Darin lassen sich die kampflustigen Schweizerinnen unter anderem von Hieronymus Boschs bizarren Fabelwesen zu musikalischen Entwürfen moralischer Sittenbilder inspirieren, lassen den Familiengeist „im Zeitgeist der globalen Raffgierde“ tagen, singen von der „guten Monika, die das Böse liebt“, oder lassen Schmerz, Hässlichkeit, Sünde, Alter und Fett wie in Bildern der Breughels schön erscheinen. Oder behaupten schlicht so etwas Profanes wie den Kreiselverkehr als Lebensmodell. ROBERT MATTHIES

Do, 29. 1., 20 Uhr, Kampnagel (KMH), Jarrestraße 20