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Archiv-Artikel

Und sie tanzen wieder Tango

Im Gegensatz zu Schauspielern kommen manche Filme einfach nie in die Jahre. Zum Wiedersehen. Zum Neusehen. Klassiker für immer. Vergangene Woche kam aus dieser Kategorie „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ wieder neu in die Kinos, diese Woche ist es „Der letzte Tango in Paris“ von Bernardo Bertolucci. Mit einem reifer gewordenen Marlon Brando als Paul auf der Suche nach einer Wohnung und nach Vergangenheitsbewältigung. Dabei stößt er auf die junge Französin Jeanne (Maria Schneider), mit der er eine rein sexuelle Bindung eingeht. Beide tauschen keine Namen aus, stellen keine Fragen. Doch dann will Paul mehr und versucht, Jeanne an sich zu binden. Es ahnt nicht, dass er dabei auf eine Katastrophe zusteuert. In Italien wurde der Film wegen seiner Sexszenen scharf verurteilt und dann auch für lange Jahre verboten. Die düsteren, spektakulären Bilder sorgten weltweit für einen Skandal, wobei kaum zu viel gezeigte nackte Haut der Grund sein mag. Daran müsste man sich bei der damaligen Schwemme an „Schulmädchenfilmen“ eigentlich gewöhnt haben. „Der letzte Tango in Paris“ geht an die Psyche. Bertoluccis Film von 1972 ist ein radikales Melodram über Liebe, Sex und Tod. Ob nun ein „Euro-Kunstporno“, ein „Produkt der neuen Sexualmoral“ oder aber einfach nur „ein Film über die Schwierigkeit, in Paris eine Wohnung zu finden“, wie hier in der Zeitung bereits als Deutungsmöglichkeiten vorgeschlagen wurde, muss man schon in den Kinos vor der Leinwand selbst entscheiden.