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Archiv-Artikel

500 Firmenchefs treffen sich bei Kofi Annan

Ein gemeinsamer Pakt soll weltweit für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. Kontrolliert wird das aber nicht

BERLIN/NEW YORK taz ■ Eine ungewohnte Mischung von Führungskräften aus der Wirtschaft und weltweit tätigen Initiativen trifft sich heute bei den Vereinten Nationen in New York. UN-Generalsekretär Kofi Annan begrüßt knapp 500 Wirtschaftsbosse zum „Global Compact Leader’s Summit“, darunter die Chefs von BP, Shell, Novartis und RWE. Auch Nichtregierungsorganisationen wie amnesty international, Oxfam und der WWF sind vertreten.

Zentrales Thema ist die Zukunft des „Global Compact“. Der Pakt, der im Juli 2000 von UN-Generalsekretär Kofi Annan gegründet wurde, beinhaltet eine freiwillige Selbstverpflichtung für große Unternehmen: Die beteiligten Konzerne sollen sich an neun Grundprinzipien orientieren. Dazu gehören der Schutz der Menschenrechte, die Achtung wichtiger Arbeitsnormen und die Verantwortung gegenüber der Umwelt. Überwacht wird das jedoch nicht. Verpflichtend ist für die Konzerne nur, ihre Aktivitäten für die Ziele des Global Compact im Geschäftsbericht zu erwähnen. Besondere Einstiegsvoraussetzungen gibt es nicht. Trotzdem nehmen von den weltweit rund 70.000 transnationalen Konzernen nur 1.400 an dem Pakt teil, davon 28 aus Deutschland.

Die UNO hält den Global Compact für eine Erfolgsgeschichte. So habe die Hälfte der beteiligten Unternehmen ihr Verhalten aufgrund des Pakts verändert. Kritiker sehen in ihm jedoch nur eine kostenlose Werbung für Konzerne, die im Gegenzug kaum Verpflichtungen eingehen. „Davon profitieren auch Unternehmen, denen immer wieder Verletzungen der Global-Compact-Prinzipien vorgeworfen wurden“, erklärt Jens Martens von der Entwicklungsorganisation Weed. Die UNO setze damit ihre moralische Autorität aufs Spiel.

So beschwerten sich im April einige Gewerkschaften bei der UNO, dass der US-Konzern Nike gegen den Global Compact verstoße. In kanadischen Fabriken würde das Recht auf kollektive Vertragsverhandlungen und Vereinigungsfreiheit unterminiert. Doch die Antwort der Vereinten Nationen lautete, dass man sich leider nicht in diese Vorgänge einmischen könne.

Jetzt soll ein Beschwerdemechanismus eingeführt werden. Das Büro des Global Compact will dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei Konflikten vermitteln.

Für Paula Hildebrandt, Deutschland-Koordinatorin des Global Compact, ist der Pakt keine Kontrollstelle, sondern ein Forum zum Dialog: „Der Global Compact bietet einfach einen wertorientierten Rahmen für Unternehmen, die etwas lernen wollen.“ Er sei deshalb kein Ersatz zu verpflichtenden Unternehmensnormen.

Markus Steigenberger von der Umweltorganisation BUND glaubt hingegen nicht an freiwillige Selbstverpflichtungen. „So wird der Druck von den Unternehmen genommen und die Verabschiedung verbindlicher Regeln verhindert.“

NIKOLAI FICHTNER