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Archiv-Artikel

Bayerisches Familientreffen vor Gericht

So sieht man sich wieder: Die Zeugen Stoiber, Huber, Faltlhauser, Wiesheu (alle CSU) treten im Prozess gegen den Sohn ihres früheren Herrn und Meisters auf. Franz Josef habe Max Strauß geliebt, sagt Stoiber, „sonstige Erkenntnisse habe ich nicht“

AUS AUGSBURG MAX HÄGLER

An normalen Tagen wäre es beinahe ein medizinisches Wunder gewesen und viel bestaunt. Max Strauß hat am 25. Verhandlungstag des „Maxwell“-Verfahrens leise in Richtung Prozessbeobachter gemurmelt und am Ende gab’s vom schwermütigen FJS-Sohn sogar ein ausgelassenes Grinsen. Aber Strauß wurde am Dienstag vor dem Landgericht in Augsburg die Schau gestohlen von einem Zeugenaufmarsch, der seinesgleichen suchte.

Bewacht von Schäferhund „Jacko“ und einem Dutzend Wachtmeistern äußerten sich der Reihe nach die Zeugen Stoiber (Ministerpräsident), Huber (Leiter der Staatskanzlei), Faltlhauser (Finanzminister), Wiesheu (Wirtschaftsminister) zu den Vorwürfen des nach Kanada geflüchteten Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber. Der hatte in Interviews behauptet, die Staatsanwaltschaft klage den Falschen wegen Steuerhinterziehung an. Die 2,6 Millionen Euro auf einem Konto namens „Maxwell“ seien nicht persönliche Provisionen für Strauß nach der erfolgreichen Vermittlung von Airbus- und Panzergeschäften, sondern ein „Fonds“ internationaler Freunde zur Beseitigung der CSU-Finanzmisere. Für den knapp antwortenden Juristen Stoiber eine „eine absurde Behauptung“. Er kenne keinen solchen Fonds und den Namen „Maxwell“ habe er nie gehört.

Bemüht locker hatte Stoiber den Gerichtssaal betreten, die Hände, wie üblich, gütig ineinander gefaltet. Doch von der Liebe des Landesvaters bekam der Angeklagte nichts ab, Stoiber würdigte ihn keines Blickes, auch nicht als der Richter auf Franz Josef Strauß zu sprechen kam: „Welche Pläne hatte der Vater mit dem Sohn?“ Er habe seine Kinder geliebt und natürlich auch seinen ältesten Sohn. „Sonstige Erkenntnisse habe ich nicht“, ergänzte Stoiber. Schreiber sei er bei öffentlichen Veranstaltungen und Parteitagen begegnet, es hätte jedoch keine persönliche Beziehung gegeben. Und vielleicht auch im Hinblick auf künftiges Ungemach teilte Stoiber dem Gericht mit: „Ich habe mich mit Spenden nie befasst.“

Nach knapp zwanzig Minuten war die Zeugenvernehmung beendet und Stoiber entschwand. Die nachfolgenden Aussagen Hubers und Faltlhausers waren noch kürzer und ebenso unergiebig. Man habe Schreiber mehr oder weniger flüchtig gekannt und ansonsten keine Kenntnis von nichts.

Wiesheu, ehemals CSU-Schatzmeister, gab zu, den Waffenlobbyisten näher gekannt zu haben. „Er war Adressat bei der Nachfrage nach Spenden.“ Die Frage des Richters, ob er abends beim Bier mit den anderen Parteioberen öfters über Schreiber gesprochen habe, verneinte Wiesheu jedoch. Ein „Riesenspender“ sei er nicht gewesen – „so ist das auch nicht“. Aber dennoch ein „guter Freund der Familie Strauß“, wie der Minister durch Nicken bestätigte.

Nach Wiesheus Abgang und einigem Antragsgeplänkel stieg Max Strauß’ Laune sichtlich. Den Grund der Freude wollte der Angeklagte aber nicht verraten. Er verwies fröhlich grinsend darauf, dass „für mich die Rechtsanwälte sprechen“. Diese hatten neben der Wellentheorie der Depressionsbehandlung eine juristische Erklärung parat: Das Gericht habe einen Fehler begangen, indem es den Untersuchungsgegenstand, die Einkünfte, nicht mehr nur auf gewerbliche beschränken wolle. So hofft Rechtsanwalt Dingfelder nach dem Urteil, das im Sommer erwartet wird, auf Revision vor dem Bundesgerichtshof.

Vielleicht war aber auch etwas dran an Dingfelders Erklärung, sein Mandant freue sich, die alten Weggefährten der Familie wiederzusehen. „Das löst vielleicht Emotionen aus“, vermutete Dingfelder augenzwinkernd.