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Archiv-Artikel

Die KVB soll für alle da sein

Morgen findet in Köln eine „Aneignung“ statt. Linke Aktivisten wollen „umsonst“ Straßenbahn fahren und damit gegen Sozialabbau und Privatisierung demonstrieren

KÖLN taz ■ „Mobilität ist ein Recht, das jedem zusteht – und zwar kostenlos.“ Das meint jedenfalls die Kölner „Initiative für ein Soziales Zentrum“. Um gegen die Privatisierung öffentlicher Güter zu protestieren, wollen sich am Samstag (13 Uhr, Neumarkt) Aktivisten zu einem „Fahr-umsonst-Tag“ treffen und sich nehmen, „was uns sowieso gehört“.

Bahnfahren in Köln bedeute vor allem „immer unverschämtere Preise“, kritisiert die Initiative für ein Soziales Forum. Viele Menschen könnten sich die Tickets einfach nicht mehr leisten. Doch obwohl durch die Reformen von Union, SPD, FDP und Grünen „immer mehr Menschen immer ärmer“ würden, senke die KVB die Preise nicht, sondern mache die Tickets teurer und kürze die Vergünstigungen für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, kritisiert die Initiative. Zu allem Überfluss würden auch noch ständig neue Kontrolleure eingestellt, die Umsonstfahrern „das Leben schwer machen“.

„Es geht uns nicht darum, alternative Finanzierungskonzepte vorzulegen“, sagte eine Aktivistin der taz. Ihre Gruppe sieht sich vielmehr als Teil einer neuen Bewegung: Im April etwa versuchten in Berlin einige Aktivisten – allerdings vergeblich –, umsonst in die Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Arts zu gelangen, die derzeit in der Hauptstadt zu sehen ist.

„Aneignung“ ist bundesweit zu einem Modethema der radikalen Linken herangewachsen. In linken Zeitungen und Zeitschriften wie Jungle World, arranca! oder analyse + kritik wird diskutiert, ob Aneignung revolutionär ist oder doch nur Systemmängel ausgleicht. arranca! und der Think Tank der Bundeskoordination Internationalismus (BUKO), der Arbeitsschwerpunkt Weltwirtschaft, feiern Aneignung gar als ein Experimentieren „mit neuen Formen von Vergesellschaftung“. Aneignung bedeute, „sich hier und jetzt Rechte zu nehmen“ und „nicht auf Heilsversprechen zu vertrauen“.

DIRK ECKERT