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Archiv-Artikel

Altmetall recycelt

IG-Metall-Vorstand stimmt für Tandemlösung mit Chef Peters und Vize Huber. Ein Duo wohl nur für vier Jahre, denn das ist „keine Liebesheirat“

BERLIN taz ■ Die IG Metall legt ihre alte Tandemlösung für die Führungsspitze neu auf: Der Gewerkschaftsvorstand hat gestern einhellig Jürgen Peters als neuen Chef und Nachfolger des zurückgetretenen Klaus Zwickel sowie Berthold Huber als dessen Stellvertreter vorgeschlagen. Die 598 Delegierten werden Ende August auf einem Sondergewerkschaftstag darüber abstimmen.

Den Vorschlag mit Peters und Huber hatte der Vorstand bereits am 8. April beschlossen. Doch nach der Streikniederlage im Osten und dem lähmenden Machtkampf um die IG-Metall-Spitze hatte Huber zunächst seine Kandidatur zurückgezogen.

Peters, 59, wird wohl nur vier Jahre an der Spitze der IG Metall stehen. Er werde vermutlich nach einer Amtsperiode nicht erneut kandidieren, sagte der designierte Vorsitzende. Nur unter dieser Bedingung hat sich angeblich der baden-württembergische Bezirksleiter Huber, 53, zur erneuten Kandidatur bereit erklärt. 2007 soll Huber dann selbst Vorsitzender werden.

Huber ließ gestern keine Zweifel daran, dass er die Neuauflage des Tandems nicht als Ideallösung sieht. Die Entscheidung ist „eine Vernunftpartnerschaft auf Zeit“, sagte Huber, „sie ist keine Liebesheirat“. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen hätten ihn geschmerzt. Huber sehe es als seine Pflicht, der „fortgesetzten Spaltung entgegenzutreten und den Stimmen derer Ausdruck zu verleihen, die die Reformfähigkeit der IG Metall nicht nur in Sonntagsreden verlangen“. Peters hofft, dass der „Selbstzerfleischungsprozess“ aufhöre und die IG Metall wieder „in ruhiges Fahrwasser“ geführt werde. In einer gemeinsamen Erklärung kündigte das Duo an: „Wir wollen ein Beispiel für Zusammenarbeit geben und schließen Alleingänge aus.“

Vor Beginn der dreistündigen Sitzung hatte eine Delegation von IG-Metall-Mitgliedern des Autobauers Opel dem Vorstand ein Begehren mit 4.000 Unterschriften überreicht. Danach verlangten 95 Prozent einen personellen Neuanfang nach der Streikniederlage im Osten – ohne Peters. THILO KNOTT