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Archiv-Artikel

LONG PLAYING RECORD Jukebox * Der musikalische Aszendent

Arbeite an deinem kleinen Sommer-Glück!

Dieses Land ist nicht mehr reformierbar, das ist ja wohl bekannt. Jedenfalls nicht, wenn alles so läuft, wie es läuft. Und es läuft, wie es läuft. Schuld sind die Versager unter uns. Und wer nicht rechtzeitig auf die Bäume kommt, ist selbst einer. Wer grade noch berauscht von unserer jungen „Generation Frieden“ von einem großen Sommer der Liebe träumte, der muss seine Ansprüche längst zurückschrauben. Bzw. selbst die Verantwortung übernehmen. Eigenverantwortung. In aller Bescheidenheit am eigenen kleinen Liebessommer arbeiten.

Es geht um „die Suche nach dem kleinen Glück“, wie Kollege Thomas Winkler in der taz geschrieben hat, übrigens im Zusammenhang mit der Band Erdmöbel aus Köln. Dazu gleich mehr. Aber zunächst könnte man den privaten Summer-of-Love-Soundtrack mit einem guten, alten, echten Autoradiosong starten. (1.) Kettcar: „Ausgetrunken“. (von: „du und wieviel von deinen freunden“ vom letzten November). (2.) „Money left to burn“ gleich hinterher. Kettcar ist Rock. Für heute. Nicht so bierernst wie Tomte. Aber auch was für den reifen Biertrinker, der aber noch ein bisschen was fühlt. Der also der neuen Steely Dan („Everything must go“) grade noch von der Schippe gesprungen sind. Holen wir stattdessen lieber Erdmöbel und „Altes Gasthaus Love“ nochmal raus. (3.) „Daiwai, Daiwai“ muss auf den Sommer-Soundtrack unbedingt drauf. Bisschen sentimental, aber auf eine erwachsene Art. „Dawai, dawai / aus Versehen bist du frei /wie ein Luftballon.“ Klingt blöd? Man muss es hören. Dann kann man es fühlen. Dann: (4.) „Mit dem falschen Schatz in Venedig“. Beste Zeile: „Erst wollte sie nicht / dann rubbel die Katz.“

Dann noch die neueste Single von Tomte dazubrennen: (5.) „Die Bastarde, die dich jetzt nach Hause bringen.“ Dann (6.) „Geh doch nach Berlin“ von Angelika Express. Passt nicht wirklich, weil ein bisschen retro-ndw-krachig, aber lustig. Am Ende noch zwei Kettcar: (7.) „Landungsbrücken raus“ und zum Schluss (8.): „Ich danke der academy“.

He, das ist vielleicht kein großer Sommer. Aber doch wohl ein Okay-Sommer? So viel muss immer noch drin sein.

PETER UNFRIED