: Behrens lässt es krachen
Mit lauten Vorführeffekten feiert der Innenminister dreißig Jahre Spezial-Einheiten in NRW. Waffenshow im sauerländischen SEK-Trainingszentrum
AUS HEMER MARTIN TEIGELER
Sportlich präsentierte sich NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) seinen Spezialeinheiten. Mit Trekkingschuhen und Schöffel-Windbreaker erschien der oberste Polizeichef des Landes gestern zum dreißigjährigen Jubiläum der Special Forces von Nordrhein-Westfalen. „Gegen die vielfältigen Bedrohungen unserer Zeit braucht NRW leistungsfähige Sicherheitsbehörden“, sagte der Polizei-Minister bei der Feierstunde im sauerländischen Trainingszentrum der Spezialeinsatzkommandos (SEK).
Geiselnahmen, Entführungen, Erpressungen – im Kampf gegen die gewalttätigen Delinquenten an Rhein und Ruhr hält sich das größte Bundesland seit nunmehr drei Jahrzehnten 660 bis an die Zähne bewaffnete Spezial-Polizisten. Im vergangenen Jahr wurden die NRW-SEK 984 mal eingesetzt. Zu Hochzeiten des RAF-Terrorismus gegründet, soll die Truppe heute aber vor allem den Kampf gegen islamistische Gewalttäter und organisierte Verbrecher aufnehmen. Stolz belobigte Behrens gestern seine Männer und Frauen. Er sagte sogar den Slogan für die SEK auf: „Wir gehen den schweren Weg...Das Team kommt an.“
Für den Ernstfall üben die SEK in Hemer. Auch die Jubiläumsparty fand auf dem abgeschiedenen Gelände des Trainingszentrums im Märkischen Kreis statt. Im Nazi-Reich mussten hier 10.000 Zwangsarbeiter einen 2,5 Kilometer langen Stollen in den Fels treiben. Gestern versammelte sich die nordrhein-westfälische Sicherheits-„Community“ in dem alten Steinbruch. Zwischen felsigen Hügeln sahen sich Polizeipräsidenten, Funktionsträger der Sicherheits-Administration und Landtagsabgeordnete das Arsenal der SEK an, ließen sich sogar eine simulierte Geiselbefreiung vorführen. „Die macht große Löcher“, sagte ein Beamter der Mobilen Einsatzkommandos, als er einen so genannten „Quick-Defense“-Revolver erklärte. „Diese Waffe gibt beim Schuss die komplette Energie an den Zielkörper ab, also in die Weichteile.“ Zwei Mitarbeiter der bosnischen Geheimpolizei hörten dem Mann aufmerksam zu, fotografierten alles und unterhielten sich leise. Das Balkanland kooperiert mit den NRW-Sicherheitsbehörden.
Die Standardpistolen der Spezialeinheiten – von Heckler & Koch bis SIG Sauer – wurden Innenminister Behrens bei seinem Rundgang durch die SEK-Leistungsschau ebenso gezeigt wie Minensuchgeräte, Präzisionsgewehre und andere Militaria. Ex-Bundeswehrsoldat Behrens ließ es sich nicht nehmen, selbst einige Schüsse auf der Übungsanlage abzugeben: „Seit 35 Jahren habe ich keine Waffe in der Hand gehabt.“ Fotografieren ließ sich der Politiker nicht bei seinem Schützenfest – peinlichst vermeidet der Sicherheitsminister seit Jahren jeden martialischen Auftritt.
Ein Geburtstagsgeschenk hatte Behrens ebenfalls mitgebracht. In seiner Festrede lehnte der Minister eine Zentralisierung der deutschen Sicherheitsbehörden erneut ab. Die Kooperation zwischen den einzelnen Behörden müsse im Anti-Terrorkampf verbessert werden, so Behrens. Mehr nicht, die Planstellen bei den NRW-Spezialeinheiten bleiben also erhalten.
Über die Pannen und Missgeschicke der SEK machte der Minister gestern nicht viele Worte. Bei seiner kurzen Fehleranalyse sprach er den Polizisten aus dem Herzen: „Leider besteht eine Differenz zwischen dem, was ein Profi voraussehen kann und dem, was nach einem Einsatz Viele immer besser wissen.“