: Dümmer als al-Qaida erlaubt
Harte Kritik der US-Kongressausschüsse an Arbeit der US-Geheimdienste. Die Anschläge vom 11. September hätten „wahrscheinlich“ verhindert werden können, sagt der Ausschussvorsitzende
WSAHINGTON ap/taz ■ Die US-Geheimdienste haben im Vorlauf der Terroranschläge des 11. September 2001 kläglich versagt. Dies ist das Fazit des Abschlussberichts einer Untersuchung der Geheimdienstausschüsse der beiden Häuser des US-Kongresses, der gestern in Washington veröffentlicht wurde. Der Geheimdienst CIA hat demnach Informationen über die Attentäter ignoriert, und zwischen den verschiedenen Geheimdiensten blieben wichtige Informationen hängen.
Der 900 Seiten starke Bericht ist der veröffentlichte Teil eines längeren Reports, der teilweise unter Verschluss bleibt. Es heißt darin unter anderem, dass es seit 1994 Informationen gab, wonach das Terrornetzwerk al-Qaida Anschläge mit Flugzeugen auf US-Botschaften und Flughäfen durchführen wolle. Doch darauf habe die Regierung nicht reagiert: „Hochrangige US-Militärbeamte waren zurückhaltend beim Einsatz von US-Militär für offensive Antiterroroperationen“, weil sie gedacht hätten, dass „die Geheimdienste nicht in der Lage waren, die entsprechenden Informationen zu liefern“.
Innerhalb der USA hätten die Geheimdienste Aktivitäten bekannter Al-Qaida-Aktivisten ungenügend überwacht, obwohl es Hinweise gab, dass die Gruppe Anschläge auch in den USA plante. Genannt wird etwa der Umgang mit Khalid al-Mihdhar und Nawaf al-Hazmi, zweien der Attentäter des 11. September. Die Lauschbehörde NSA (National Security Agency) wusste seit 1999, dass die beiden mit al-Qaida in Verbindung standen, gab diese Information aber nicht weiter.
Die CIA wiederum hatte diese Verbindung im Jahr 2000 selbst in Erfahrung gebracht, setzte die beiden Namen aber nicht auf eine Terroristenliste, die den beiden die Einreise in die USA verwehrt hätte.
Weiterhin habe die CIA Informationen ignoriert, wonach Khalid Scheich Mohammed, einer der Drahtzieher des 11. September, bis Mai 2001 regelmäßig in die USA eingereist sei „und Rekruten in die USA schickte, um bereits im Land befindliche Kollegen zu treffen“.
In dem 900-Seiten-Bericht findet sich offenbar kein klarer Hinweis darauf, dass die US-Regierung in der Lage gewesen wäre, etwas gegen Anschläge zu unternehmen. Bob Graham, Demokrat und 2002 Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Senat, erklärte im US-Fernsehen auf die Frage, ob die Anschläge hätten verhindert werden können: „Wahrscheinlich ja. Die interessantesten Vorgänge finden sich in dem Teil des Berichts, der zensiert worden ist und dem amerikanischen Volk nicht zugänglich gemacht wird.“ U. a. werden 28 Seiten zurückgehalten, die sich mit der Rolle Saudi-Arabiens beschäftigen. Seitens der Republikaner wurde bestritten, dass die nicht veröffentlichten Passagen den Schluss zuließen, die Anschläge hätten verhindert werden können. D.J.