: Nur ein Zettel war Zeuge
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erstattete Anzeige gegen den Billigmode-Discounter Takko, der in Bochumer gegen das Ladenschlussgesetz verstoßen haben soll. Beweis ist ein Kassenbeleg, der nach 20:00 Uhr geduckt wurde
Ruhr taz ■ Gewerkschaftssekretär Helmut Süllwold hält einen kleinen Kaufbeleg für ein Kleidungsstück in der Hand, der große Wirkung haben soll. Der Kassendrucker hat darauf die Uhrzeit der Transaktion vermerkt: 20:12 Uhr. Das ist der Beweis für den Gewerkschaftssekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, dass in mindestens einer Filiale des Mode-Discounters Takko im Ruhrgebiet gegen das Ladenschlussgesetz verstoßen wurde und es sich in der Bochumer Innenstadt nicht um eine so genannte Personalkauf-Aktion gehandelt hat, wo Mitarbeiter und Angehörige günstig und bei Häppchen einkaufen können. „Ich habe selbst um 20:30 Uhr gesehen, wie Kunden im Geschäft mit Sekt empfangen und bedient wurden“, sagt Süllwold. Verdi erstattete Anzeige.
Julia Wasert, Sprecherin der Takko Holding dementiert das. „Alle Filialen waren nur bis 20:00 Uhr geöffnet.“ Sie bestätigt aber, dass bundesweit ein „Personalkauf“ bis 22:00 Uhr geplant gewesen sei. „Gesetzlich waren wir vollkommen abgesichert“, sagt Wasert. Schließlich handle es sich auch nicht um eine öffentliche Verkaufsveranstaltung, sondern fände hinter geschlossenen Türen statt. Die Geschäftsführung habe die Rechtslage vorher eingehend von Experten prüfen lassen. Doch die Modekette, die zu den größten Textilfilialisten in Deutschland zählt, ruderte am vergangenen Mittwoch zurück. Das Ende des Personalkaufs wurde von der Chefetage auf 20:00 Uhr zurück terminiert. Nach Aussage des Unternehmens habe man sich zur Verkürzung entschlossen, um die „vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden nicht zu beeinträchtigen“ Den 30 Prozent-Rabatt konnten die Angestellten nebst Angehörige bis vergangenen Samstag dennoch realisieren – während der normalen Öffnungszeiten.
Doch der Gewerkschaftssekretär will anhand des besagten Kaufbelegs das Gegenteil beweisen. Zusätzlich prangert er an, dass die Mitarbeiter-Scheckkarten, mit denen vergünstigt eingekauft werden kann, vorher großzügig im Verwandten- und Bekanntenkreis der Mitarbeiter verteilt worden seien. „Diese Aktion dient nicht dazu, den Beschäftigten entgegen zu kommen, Takko will bloß zusätzlichen Umsatz erzielen,“ sagt er. Außerdem gäbe es dort seiner Ansicht nach nicht die Personalkapazität, um gesetzestreu bis in die späten Abendstunden hinein verkaufen zu können.
Das Ordnungsamt der Stadt Bochum bestätigt die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Mode-Discounter und hält deren Aussagen für richtig. Nach den Hinweisen von Verdi habe man den Ladenschluss in der Innenstadt kontrolliert und keine Überschreitung gefunden. Wahrscheinlich handle es sich bei der Zeugin mit dem Kaufbeleg um eine Kundin, die nur noch zu Ende bedient wurde.
Friederike Faust