Rechte im strammen Gedenken

Hamburgs Obernazi Christian Worch nutzt den Jahrestag des Feuersturms für eine weitere rechte Kundgebung an der Mundsburg. Gegendemo muss Umweg nehmen

Erneut wollen norddeutsche Neonazis des „Feuersturms über Hamburg“ gedenken. Doch sie möchten nicht – wie noch am vergangenen Samstag anlässlich des 60. Jahrestages des von den Neonazis so genannten alliierten „Bombenholocaust“ – durch die Straßen der Hansestadt an der Elbe marschieren. Stattdessen hat der Hamburger Naziführer Christian Worch für Montag lediglich eine stationäre Kundgebung vor dem U-Bahnhof Mundsburg an der Hamburger Straße angemeldet.

Unter dem Motto „Hamburg war stark, stärker als seine Feinde!“ mobilisieren verschiedene Gruppen der „Freien Nationalisten“ aus dem Norden zu dem, was sie selbst als „Mahnwache“ bezeichnen. Am Abend wollen sie an das alliierte „Vernichtungswerk“ von 1943 erinnern. Ganz im Opferduktus beklagt Obernazi Worch im „Gedenkaufruf“ den „feigen und verbrecherischen Angriff der Alliierten“ auf die Einwohner Hamburgs. Er verschweigt dabei geflissentlich, dass schon 1937 die deutsche „Legion Condor“ mit der Bombardierung der spanischen Stadt Guernica den brutalen Luftkrieg gegen die Bevölkerung eröffnet hatte.

Allein das „Aktionsbüro Norddeutschland“ um den Worch-Konkurrenten und Amholzer Naziführer Thomas Wulff ruft nicht zu der Veranstaltung auf. Seit Monaten streiten die früheren Chefs der verbotenen Nationalen Liste um die rechte Strategie für das militante Neonazispektrum.

„Der interne Streit vermindert nicht die rechte Bedrohung“, betont Cornelia Kerth von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Bereits im ersten Halbjahr 2003 sei die bundesweite Zahl der rechtsextremistische Straftaten um 8,5 Prozent gestiegen.

Die VVN will das Treiben der Nazis nicht einfach so hinnehmen. Für den Montag hat sie daher eine Gegenkundgebung angemeldet – für den Auftaktort Ecke Mundsburger Damm/Armgartstraße wurde sie genehmigt. Nicht gestattet haben die Ordnungsbehörden dagegen, dass die Nazi-Gegner über die Herbert-Weichmann-Straße, Beethovenstraße und die Adolf-Schönfelder-Straße zum U-Bahnhof Hamburger Straße demonstrieren dürfen. „Wie ist es möglich, dass in dieser Stadt alles getan wird, um Faschisten zu schützen, statt ihre zynischen Auftritte zu verhindern?“, fragt sich die VVN in einer Pressemitteilung. Man protestiere entschieden gegen den staatlichen Schutz, der den Nazis gewährt werde.

So moniert die VVN auch, dass die Polizei bereits in der Vorwoche An- und Abreise der Nazis garantiert habe, einzelne Protestierende dagegen an der Teilnahme an der Gegenkundgebung gehindert wurden. ANDREAS SPEIT

Antifa-Kundgebung, Montag, 28. Juli, 18 Uhr Mundsburger Damm/Ecke Armgartstraße