piwik no script img

Archiv-Artikel

Jesus zieht um

„Café Augenblicke“ ab 13. August für 18 Monate in der Rosenhofsstraße 20. Das „Olympische Feuer“ brennt bald in den Räumen des „Mythos“ weiter

Das „OFeu“ zieht ins „Mythos“ – „das passt wie die Faust aufs Auge“

von MAREIKE ADEN

Seit Montag gibt es im „Café Augenblicke“ des Jesus-Centers im Schanzenviertel keinen Kaffee mehr. „Wir ziehen um“, kündigt ein Aushang an der Fassade des Gebäudes am Schulterblatt an. Neuer vorübergehender Standort ist ab dem 13. August der ehemalige Letro-Markt in der Rosenhofstraße 20, rund 200 Meter entfernt vom Schulterblatt.

„In 18 Monaten kommen wir wieder“, betont Sozialpädagoge Holger Mütze, der das sozialdiakonische Werk seit zehn Jahren leitet. Dann gehe für ihn „ein Traum in Erfüllung“. Denn die beiden über 100 Jahre alten Gebäude des Jesus-Centers im Schulterblatt 63 und in der Juliusstraße 35 werden aufwendig saniert. Die Hälfte der Kosten für die 2,25 Milionen Euro teure Erneuerung kommt aus öffentlicher Hand. Spenden und Stiftungen ermöglichten es dem Center, einen Kredit für die verbleibende Summe aufzunehmen.

Seit 30 Jahren betreut das Center im Schanzenviertel Drogenabhängige, Sozialhilfeempfänger und andere Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben. Das „Café Augenblicke“ bietet Kaffee für 30 Cent und Mittagessen für einen Euro an.

Die Wurzeln des Jesus-Center liegen in der 1968 in Nordamerika entstandenen Jesus People-Bewegung. Auf „Jesus-Festivals“ in Hamburg traten viele Rocker und Junkies zum christlichen Glauben über. Da diese in den konventionellen Kirchen nicht akzeptiert wurden, gründeten Christen verschiedener Konfessionen das Jesus-Center, das seit 1970 ein Verein ist. „Auch überzeugte Atheisten sind uns willkommen“, sagt Mütze. Wenn jemand einen Kaffee bestellt, „bekommt er keine Predigt um die Ohren gehauen“. Nur wenn jemand gezielt frage, „kommt das Thema Glauben auf den Tisch“.

Im Zuge der im September beginnenden Sanierung werden ein Mehrzweckraum, eine Etage für Kinder, bedarfsgerechte Wohngemeinschaften, zehn Mietwohnungen sowie Gruppenräume und ein Büro für Streetwork entstehen. Außerdem werde die Kleiderkammer für Bedürftige mit der Dusche zusammengelegt.

„Da das Hinterhaus abgerissen wird, sind wir auf die Räume des Restaurants ‚Olympisches Feuer‘ angewiesen, die wir 1999 erworben haben“, so Mütze. Dort wird das „Café Augenblicke“ untergebracht. „Dann fällt endlich Tageslicht herein und wir können Tische draußen aufstellen“, freut sich Mütze, die Besucher „nicht mehr in den Hinterhof“ abschieben zu müssen. Der neue Standort des Cafés, in das täglich bisher je nach Wetterlage 30 bis 60 Menschen kamen, sei „eine Chance zu mehr Integration“. Dass das „Olympische Feuer“ ab August „in den Räumen des ‚Mythos‘ nathlos weiter machen kann“, freut den 40-Jährigen besonders: „Das passt wie die Faust aufs Auge“. Das Restaurant „Mythos“, auch am Schulterblatt angesiedelt, gibt seinen Betrieb auf.

Bevor die sechs fest angestellten und zehn ehrenamtlichen Mitarbeiter vom Jesus-Center wieder in die unmittelbare Nähe der Roten Flora ziehen können, heißt es zusammenrücken. So wird das „Café Augenblicke“ in der Rosenhofstraße nur 30 anstatt bisher 100 Quadratmeter groß sein. Und die Büros, die sich ab dem 13. August in der Lippmannstraße 57 befinden, müssen geteilt werden. Das alles nimmt Mütze gern in Kauf. Denn: „Der Bestand des Jesus-Centers an zentraler Stelle ist langfristig gesichert.“