Eckhoff tritt in die Pedale

Bremens neuer Bausenator schwärmt vom ADFC und will das Radfahren noch attraktiver machen: 173 Einbahnstraßen werden bis Oktober in Gegenrichtung freigegeben. Im Haushalt soll es einen Zwei-Millionen-Titel für ein Radwege-Programm geben

taz ■ Der CDU-Bau- und Umweltsenator Jens Eckhoff ist keine drei Wochen im Amt, da profiliert er sich mit einem Konzept für ein fahrradfreundlicheres Bremen. Das Konzept, an dem die Umweltbehörde seit längerer Zeit arbeitet, sei nicht früher fertig gewesen, erklärt der Behördensprecher den erstaunlichen Umstand, dass die Amtsvorgängerin Christine Wischer (SPD) das Thema offenbar im Wahlkampf nicht entdeckt hat.

Zwei Millionen Euro will Eckhoff in den Haushaltsberatungen 2004/2005 für Sofortmaßnahmen haben, die das Radfahren in Bremen attraktiver und sicherer machen sollen. Und er will „mit wenig Aufwand schnell Zeichen setzen“. Denn beim Thema Rad gehe es auch stark ums Umdenken – Eckhoff drehte dafür vor den eingeladenen Fotografen ein paar Runden auf dem Bahnhofsvorplatz. Mit seiner Pressekonferenz in dem neuen Fahrrad-Parkhaus machte er gleichzeitig ein wenig Reklame für das Angebot, dessen Auslastung, „wie man sieht – noch nicht so ist, wie alle Beteiligten sich das wünschen.“

Anfang der 90er Jahre war Bremen einmal die Fahrradstadt unter vergleichbaren Großstädten – 22 Prozent der Verkehrsbewegungen fanden auf dem Rad statt. Seit dieser Zeit ist der Radverkehr sogar „leicht rückläufig“, haben Experten festgestellt. Eine Steigerung auf 25 Prozent sei dabei nicht unrealistisch. Denn Bremens Radfahrer sind durchaus bereit, längere Strecken als sechs Kilometer per Rad zurückzulegen. Umgekehrt werden noch 50 Prozent der Wege bis zu sechs Kilometern mit dem PKW zurückgelegt. „Ein erheblicher Teil davon wäre durch Fahrradfahrten gut ersetzbar“, heißt es in der Expertise „Bremen fährt Rad!“ Das Rad biete eben größere Flexibilität als das Auto. Bis Oktober will Eckhoff dafür sorgen, dass 173 Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer geöffnet werden. Gröpelingen, Walle, Mitte, das Fesenfeld und Obervieland sollen Schwerpunkte dafür sein. Als die Pilotprojekte in Findorff und in der Neustadt begonnen wurden, war die Bremer CDU noch dagegen – aber das sind längst vergangene Zeiten.

Spitzenreiter beim Radverkehrs-Aufkommen ist derzeit die Wilhelm-Kaisen-Brücke: 2.398 Radler überqueren da täglich die Weser. Der fahrradfreundliche Osterdeich kommt erst weit dahinter mit 894 Radlern am Tag.

Was kann man tun, um die Nutzung des Rades zu fördern? Firmen in anderen Städten fördern das Radfahren ihrer Mitarbeiter, weil sie dadurch PKW-Stellplätze sparen. Aus Bremen kennt die Broschüre kein Beispiel, bisher. Die „Zielplanung Fahrrad“ hat vor allem das Bremer Radwegenetz, das insgesamt sehr entwickelt ist, nach Schwachstellen abgefahren. Mit 120 Maßnahmen in einem Finanzvolumen von zwei Millionen Euro will Eckhoff in den nächsten beiden Jahren Zeichen setzen.

Viele der Schwachstellen ergeben sich auch aus einer detaillierten Unfall-Analyse. Denn Radfahrer erleiden überdurchschnittlich viele Personenschädden bei Zusammenstößen, und es gibt Unfallschwerpunkte wie den Kreisverkehr am Stern oder andere unübersichtliche Kreuzungsbereiche. Bei Straßen-Baumaßnahmen soll gleichzeitig an die Radfahrer gedacht werden, „die aktuelle Maßnahme am Schüsselkorb ist da kein gutes Beispiel“, moniert Eckhoff die letzte von seiner Amtsvorgängerin begonnene Baumaßnahme und schließt sich damit jüngester ADFC-Kritik an. Er will sich in der kommenden Woche berichten lassen, wie man das noch korrigieren kann. kawe