tonspur
: Tagesradioguthaben

Als gebildetes und rundum interessiertes Radio habe ich es natürlich auch an mir nicht vorbeigehen lassen: Diese Woche wurde die Media-Analyse über die Radiohörgewohnheiten der Deutschen veröffentlicht. Das Ergebnis: Die 63 öffentlich-rechtlichen Radiokanäle haben zusammen 34,51 Millionen Hörer und die 199 werbefinanzierten Privatstationen insgesamt 29,09 Millionen. Spannender finde ich aber, dass im Vergleich zu 2002 die Hördauer insgesamt zugenommen habe: 210 Minuten pro Tag!

Deshalb möchte ich Ihnen ans Herz legen, 180 Minuten für heute Nacht aufzusparen. Und zwar für die „Lange Nacht“, die jeweils freitags im Deutschlandradio Berlin und samstags im Deutschlandfunk ausgestrahlt wird. Heute Nacht gibt es einen musikalisch-politischen Rückblick auf die 60er-, 70er- und 80er-Jahre. Wolfgang Koczian und der Kabarettist Dieter Hildebrandt führen im lockeren Gespräch durch die drei Stunden und Zeitzeugen wie Konrad Adenauer und Walter Ulbricht kommen zu Wort. Koczian und Hildebrandt sprechen über Kuba-Krise und Vietnamkrieg, die Spießbürgerlichkeit der DDR und die Hochzeit von Charles und Diana – alles aufgehübscht mit den Hits der Zeit, von Elvis Presley bis Queen. Und mit bissigen Seitenhieben der Moderatoren auf Groupies, Hanna-Renate Laurien und Sabine Christiansen. („Deine Spuren im Sand – Die Lange Oldie-Nacht“, 23.05 Uhr, Deutschlandfunk)

Eine weitere Reise in die Vergangenheit können die Hörer am Mittwoch antreten – und 55 Minuten ihres Tagesradioguthabens investieren. Und diese Reise führt direkt in die DDR, nämlich zurück zu den Weltfestspielen der Jugend in Ostberlin im Jahr 1973. Delegationen aus der ganzen Welt kamen damals in die geteilte Stadt und in das Stadion der Weltjugend – zum Feiern, zum Tanzen, zum Diskutieren. Autorin Marianne Weil hat Originalaufnahmen von den Weltfestspielen sowie Rundfunkkommentare herausgesucht und sie mit den Erinnerungen von Zeitgenossen, die das Spektakel erlebt haben, zusammengestellt. Da sind zum Beispiel die Politiker Klaus Landowsky und Eberhard Diepgen, die Schriftstellerin Brigitte Burmeister und der Sportjournalist Heinz Florian Oertel. (Weltfestspiele 1973, Mittwoch, 19.05 Uhr, Deutschlandradio Berlin). Und nicht vergessen: Auch kostbare Radiozeit darf nicht verplempert werden. Rät: VERONA VON BLAUPUNKT