: Saddam überall und nirgends
Die Orte, an denen Iraks Exdiktator nicht gefunden wird, werden immer mehr
MOSSUL/BAGDAD/LONDON dpa/taz Ist Saddam Hussein in Falludscha? Nach Informationen des arabischen TV-Senders al-Dschasira haben US-Soldaten bei ihrer Suche nach Saddam Hussein gestern ein Haus in der westirakischen Stadt Falludscha gestürmt. Der Sender zeigte Bilder eines verwüsteten Wohnhauses. Der Hausherr erklärte dem Sender, dutzende von Soldaten hätten das Gebäude im Morgengrauen erst mit Panzern umstellt und dann angegriffen. Sie hätten ihm später gesagt, dass sie den verschwundenen Expräsidenten in seinem Haus vermutet hätten.
Ist Saddam Hussein in Mossul? Nach Angaben des Vizegouverneurs dieser nordirakischen Stadt vermuten die US-Amerikaner, dass sich Saddam Hussein dort verborgen halten könnte. Der gestürzte Machthaber verstecke sich mit Hilfe von Stämmen, an die er Geld verteile, sagte Vizegouverneur Ibrahim Arafat gestern in einem Interview der türkischen Zeitung Hürriyet. In Mossul waren am Dienstag die Saddam-Söhne Udai und Kusai bei der Erstürmung eines Hauses vom US-Militär getötet worden. „Was Saddam angeht, ist es wahrscheinlich, dass er sich noch in Mossul aufhält“, sagte der Interviewte.
War Saddam Hussein vorher in Bagdad? Nach Angaben der britischen Times hielt er sich zusammen mit seinen Söhnen Udai und Kusai mindestens noch eine Woche nach dem Fall Bagdads im April in der irakischen Hauptstadt auf. Die Zeitung veröffentlichte gestern Aussagen des persönlichen Leibwächters von Udai, wonach alle drei zunächst in Bagdad ausgeharrt hätten, weil sie davon überzeugt gewesen seien, die Stadt halten zu können. Als Bagdad am 9. April gefallen sei, hätten sich die drei Männer in verschiedenen Häusern im Vorort Adhamija befunden. Dort seien sie dann zum Freitagsgebet in einer Moschee erschienen. Saddam sagte dort: „Ich habe meinen Kommandeuren vertraut, aber sie haben den Irak verraten. Aber wir hoffen, in nicht allzu ferner Zukunft wieder an der Macht zu sein.“ Sein früherer Chef Udai habe ihn entlassen, als er sich auf den Weg in den Norden gemacht habe, um dort den Widerstand zu organisieren.