: Seismographen der Gesellschaft
Nächste Runde in Willi Lemkes Disziplin-Debatte: Die Bremer Landesjugendpfarrerin stellt sich vor die Generation Bauchnabelfrei
dpa ■ In der von Bildungssenator Willi Lemke (SPD) angestoßenen Debatte um fehlende Disziplin von Schülern hat die Landesjugendpfarrerin der Bremischen Evangelischen Kirche, Ruth Fenko, Partei für die Jugendlichen ergriffen. Die Pfarrerin warnte vor Polarisierungen in der Auseinandersetzung. „Jugendliche sind empfindliche Seismographen der Gesellschaft. Wir spüren, dass in unserer Erwachsenenwelt etwas nicht stimmt und brandmarken es dann gern bei den Jugendlichen“, sagte Fenko.
Der Ruf nach mehr Disziplin und Strafen an den Schulen könne auch „als Ausdruck von Hilflosigkeit bei den Erwachsenen gewertet werden“, meinte die Pfarrerin. Grundsätzlich schließe sie Strafen für Regelverstöße nicht aus. Für eine Dauerwirkung sei jedoch entscheidend, „dass Regeln und Strafen von allen Beteiligten untereinander verabredet werden“.
Das gelte auch für das Thema Schul-Uniformen. „Wenn sich Schüler, Eltern und Lehrer darauf verständigen können, mit der Hetzjagd um die besten Klamotten ein Ende zu machen, können auch Kleiderregeln dabei herauskommen. Es müssen ja nicht gleich Uniformen sein.“
Klagen über „aufreizende und bauchnabelfreie Kleidung“ bei Schülerinnen sollten nach Ansicht von Fenko nicht in Verboten münden. „Mädchen in der Pubertät wollen nun einmal im Echo ihres Umfeldes spüren, ob sie schon Frau oder noch Kind sind.“ Eine Antwort auf diese Frage versuchten sie auch über die Kleidung zu provozieren.