: Hinten flop, vorne top
Beim Zweitliga-Nordderby zwischen Osnabrück und St. Pauli (2 : 2) wackelte auf beiden Seiten die Abwehr bedenklich
Die Voraussetzungen vor dem Zweitliga-Start waren bei beiden Nordclubs ähnlich gewesen: Die letzten Testspiele hoch verloren (Osnabrück 0 : 5 gegen Bielefeld, St. Pauli 0 : 3 gegen Wolfsburg), die Verletztenlisten auf beiden Seiten so lang, dass sich die Teams quasi von selbst aufstellten. Nach dem Spiel, das über 16.000 Zuschauer besuchten, konnten sich Pele Wollitz und Holger Stanislawski, die Trainer der Zweitliga-Nordclubs, aber auch sicher sein, dass beide Mannschaften mit ähnlichen Problemen in die Rückrunde gehen: Die Verteidigung wackelt hier wie da bedenklich.
So waren bei beiden Toren der Osnabrücker die Torschützen völlig ungedeckt: In der 21. Minute konnte Tom Geißler einen Eckball an der Strafraumkante ungehindert annehmen und in aller Ruhe schließen – von Gegenspieler Goufan war weit und breit nichts zu sehen. Beim 2 : 1-Kopfballtor durch Dominic Peitz (66.) eskortierte Abwehrspieler Benjamin Weigelt den Torschützen nur brav. Auf der anderen Seite tauchte Hamburgs Florian Bruns gleich dreimal freistehend vor Osnabrücks Torhüter Wessels auf, der Glück hatte, dass dem Mittelfeldspieler jeweils die Nerven versagten.
Die positive Erkenntnis nach dem Spiel: Auch ohne ihre etatmässigen Mittelstürmer Reichenberger (Osnabrück) und Ebbers (St. Pauli) haben Wollitz und Stanislawski Alternativen im Sturm. Bei den Hausherren wirbelten Sykora und Braun eine Stunde lang die Hamburger Abwehr gründlich durcheinander.
Auf Hamburger Seite besorgte Rouwen Hennings nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung den 1 : 1-Ausgleich (65.), weitere drei Minuten später holte er den Elfmeter heraus, den Bruns zum erneuten Ausgleich verwandelte. Eine gute Figur machte auch St. Pauli-Stürmer Morike Sako, der nach langer Zeit einmal wieder von Beginn an spielen durfte. Der 2,02 Meter große „Edeltechniker, gefangen im Körper eines Storchs“ (Teamkollege Timo Schulz), bereitete zwei der von Bruns vergebenen Großchancen mustergültig vor und scheiterte in der Schlussphase mit zwei eigenen Kopfbällen nur knapp.
MARCO CARINI