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Archiv-Artikel

„Die Richtung stimmt“

Nur Details müssten am BVG-Konzept geändert werden, findet Jens Wieseke vom Fahrgastverband, hält aber die Umsetzung für übereilt. Nicht hinnehmen will er, dass die Linien 119 und 341 im Mehringdamm eingestellt werden

taz: Herr Wieseke, die BVG hat ihr neues Tram- und Buskonzept „2005 plus“ vorgestellt. Wie wird sich die Situation der Fahrgäste verändern?

Wieseke: Pauschal lässt sich das nicht sagen: Für die Mehrzahl der Fahrgäste bedeutet es eine Verbesserung. Sie können künftig einfacher und besser erkennen, auf welcher Linie sie ein gutes Angebot finden. Das neue Konzept ist auch auf die Bedürfnisse der Metropole Berlin besser angepasst. Das begrüßen wir: Die Richtung stimmt.

Aber?

Im Detail muss nachgebessert werden. Jedoch wird das nichts daran ändern, dass mit „2005 plus“ einige Linien und Haltestellen wegfallen. Es ist eine Folge der Kürzungen des Senats, dass es manch lieb gewonnene Verbindung nicht mehr geben wird.

Werden Sie sich gegen die geplanten Streichungen von Verbindungen einsetzen?

Es muss von Einzelfall zu Einzelfall beurteilt werden, ob es zumutbar ist, dass ein bestimmter Bus in Zukunft nicht mehr fahren würde.

Es gibt also manche Buslinie, die nach Ihrer Ansicht nicht mehr zu fahren bräuchte?

Ja. In Zehlendorf fährt beispielsweise die Linie 112 durch die Matterhornstraße. Dieser Bus wurde 1961 während des S-Bahn-Boykotts eingeführt und existiert seitdem. Gäbe es die Linie nicht mehr, müssten Fahrgäste zu den Bahnhöfen Schlachtensee oder Mexikoplatz zu Fuß gehen. Dennoch könnten wir das akzeptieren: Der Fußweg wäre zumutbar und die S-Bahn würde gestärkt.

Welche Einsparung wollen Sie in dem BVG-Konzept nicht akzeptieren?

Zwischen Mehringplatz, Halleschem Tor und Platz der Luftbrücke fahren zurzeit die Buslinien 119 und 341. Beide sollen eingestellt werden – mit Verweis auf die U 6. Das hinterließe eine gravierende Lücke in einem dicht bebauten Innenstadtgebiet.

Die BVG hat im Vorfeld mit Bezirken und Fahrgastverbänden – auch dem Ihrigen – gesprochen. Wurden Ihre Hinweise eingearbeitet?

Größtenteils ja, das will ich lobend erwähnen. Allerdings war und ist die Zeit zu knapp: Zum 12. Dezember soll das Konzept in Kraft treten. Da ist wenig Zeit für Nachbesserungen, in der Eile können Details leicht übersehen werden. Wir wären eher für März nächsten Jahres gewesen. Das ist aber eine organisatorische Sache – keine grundlegende Kritik.INTERVIEW: FLORIAN HÖHNE

Fotohinweis: JENS WIESEKE ist stellvertretender Vorsitzender des Berliner Fahrgastverbandes IGEB e. V.