was macht eigentlich... … die Daimler-City?
: Eine Strandbar bauen

Im Dickicht der Städte stellt sich immer wieder die Frage, welchem Rhythmus der urbane Dschungel folgt. Dem seiner Indianer, dem die Developer immer auf der Spur sind? Oder dem der Developer, die nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Rechenschieber definieren, wo für Großstadtindianer noch ein Plätzchen ist und wo nicht.

Nirgendwo lassen sich diese urbanistischen Fragestellungen derzeit besser betrachten als beim Boom der Strandbars. Wo schon kein Sommer ist, muss er wenigstens simuliert werden, und nicht selten folgen den Strandbars die Investoren. „Location Scouts in Badelatschen“ haben wir in dieser Zeitung deshalb vor kurzem getitelt.

Wir müssen uns revidieren. Seit gestern ist klar: Nicht nur der Schlipsträger rennt dem Indianer hinterher, sondern auch umgekehrt. Am Freitag nämlich öffnet die nächste Strandbar: nicht auf einer Brache am Ostkreuz, sondern im Herzen der Bestie – in der Daimler-City am Potsdamer Platz.

Auch Tarzan, dachten sich die Daimler-Menschen, muss mal Pause machen. Fehlt nur noch, dass in den „Arcaden“ demnächst Schwimmringe und Schlauchboote feilgeboten werden. Schließlich verspricht die Daimler-City „Urlaubsfeeling pur“.

Aber Halt. Womöglich ist die Strandbar nur der erste Schritt einer Versandung. Vielleicht folgt der Urbanisierung der Strandbars nun die Versteppung der urbanen Zentren. Am Potsdamer Platz nämlich wächst nicht nur die Kreativität der Developer, sondern auch der Leerstand in den Bürotürmen. WERA FOTO: AP