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Archiv-Artikel

Britanniens neuer Bachelor

Auf der Insel gibt es schon wieder einen neuen Abschluss: das Foundation Degree

Die Wege zum Glück sind verschlungen. Die Wege zum optimalen Studium auch. Mit der Hochschulreife in der Tasche bekommen Abiturienten derzeit zwischen Flensburg und Konstanz folgenden Tipp der Studienberater: „Dem Bachelor- und Master-Abschluss gehört die Zukunft.“

In England bekommen Studienanfänger einen ganz anderen Rat. Wer auf der Insel flott den untersten akademischen Grad erreichen will, dem wird der „Foundation Degree“ empfohlen. Tony Blair will so mehr Akademiker produzieren.

Die Alternative zum Bachelor für Englands Studierende sieht so aus: Zwei Jahre berufsbegleitendes Teilzeitstudium und ein „echtes Universitätsjahr“ bilden dort den neuen, noch schnelleren ersten akademischen Abschluss. Neben der vermeintlich niedrigeren Schwelle zum ersten Studienabschluss verblüfft die Vielfalt der britischen Hochschullandschaft – während Europa parallel versucht, seine Studienabschlüsse und -strukturen zu harmonisieren.

Droht den Studienanfängern in Deutschland als Folge gar eine zusätzliche Alternative im Abschlussdschungel? Beim Bildungsministerium winkt man ab: „Über die Einführung von Bachelor- und Master-Abschluss hinaus ist nichts geplant.“ Der „Foundation Degree“ dürfte sich hierzulande aber spätestens dann bemerkbar machen, wenn die ersten Absolventen bei Hochschulen in Deutschland anklopfen. Dann wird die Frage nach der Anerkennung des britischen Quickie-Studiums gestellt. Beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh sieht man darin tatsächlich ein Problem, wenngleich sich dieses Problem nicht so oft stellen werde, meint Lars Hüning vom CHE.

Klar ist, dass im Zuge der Umstellung auf die Abschlüsse Bachelor und Master auch geklärt werden muss, wie unterhalb des Bachelors erworbene Qualifikationen in die akademische Ausbildung integriert werden können. Neben dem redlichen Bemühen, die Akzeptanz des Bachelor- und Master-Abschlusses bei Studierenden und Unternehmen zu erhöhen, darf diese Frage nicht ausgeklammert werden. Das Schreckgespenst „Unsicherheit“ in der Wahl des Studienabschlusses weicht bekanntlich nur bei ausreichender Transparenz. Ein Aspekt, den die britische Hochschulpolitik bei Entscheidungen mit einer Tragweite über die eigenen Inselgrenzen hinaus offenbar gerne mal vernachlässigt. PATRICK GRIESSER