Aussterben ade

Biologen schaffen Lebensraum für den seltenenSchierlings-Wasserfenchel und haben Erfolg damit

Es sieht so aus, als könne dem Schierlings-Wasserfenchel geholfen werden. Die unscheinbare Pflanze, die mit 2000 Individuen etwa so selten ist wie der Pandabär, kommt nur im Süßwasser-Tidebereich der Elbe vor. Strom-, Deich- und Hafenbauten haben ihn immer weiter zurückgedrängt. Seit dem Jahr 2000 versucht der Botanische Verein, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten. Im Rahmen eines vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens erforscht er die Art und fördert ihre Ausbreitung. Das Projekt scheint erfolgreich zu sein.

Die Botaniker ließen im Frühjahr 2000 im Elbvorland bei Overhaken einen künstlichen Priel baggern. Dessen Böschung wurde den Orten nachgebildet, an denen der Schierlings-Wasserfenchel natürlicherweise vorkommt: flache Ufer, die überflutet werden und bei Ebbe trocken fallen. Dort brachten die Wissenschaftler Samen aus und setzten vorgezogene Pflanzen. An einer Stelle trugen sie samenhaltigen Schlick auf.

Wie die Begleituntersuchung ergab, waren die ersten beiden Methoden erfolgreich. Die Zahl der Schierlings-Wasserfenchel stieg zwischen Herbst 2000 bis Mai 2003 von 459 auf 784 Exemplare. Darüber hinaus gibt es in dem künstlich geschaffenen Lebensraum inzwischen 169 weitere Pflanzenarten, von denen 34 auf der roten Liste stehen.

Genetische Untersuchungen haben den Botanikern zufolge ergeben, dass sich der Schierlings-Wasserfenchel durch Anpassung an den speziellen Lebensraum „Süßwasser-Tideaue“ aus einer anderen Wasserfenchelart entwickelt hat. „Wegen dieser besonderen und vor allem besonders vielfältigen Lebensbedingungen ist der Elberaum eines der Zentren der Evolution in Deutschland“, schlussfolgert der Verein. Gernot Knödler