: Ruhrgebiet dreht am Rad
Immer mehr Radfahrer entdecken das Ruhrgebiet als Region für den Zweiradurlaub. Politik und Tourismusverbände bauen ihre Angebote weiter aus. Hotels bieten ‚Bett und Bike‘ Sonderaktionen
VON SALVIO INCORVAIA
Ob Clubs und Konzerte für Musikfans, Kletterwände und Sportplätze für Sportler, Parks und Wälder für Naturfreunde oder die Erkundung von Burgen und Industriedenkmäler. Im Ruhrgebiet kommen Zweiradfans mit speziellen Interessen auf ihre Kosten. Kaum eine Region in Nordrhein-Westfalen bietet dem Radfahrer solche eine Auswahl an Natur, Großstadtleben und Industriekultur wie das Ruhrgebiet.
„Wir haben im Ruhrgebiet inzwischen ein feingliedriges Angebot für alle Radfahrfans aufgebaut“, sagt Jens Hapke. Der Sprecher des Kommunalverbandes Ruhrgebiet (KVR), dem politischen Bindeglied der Revierkommunen, verweist auf das vielfältige Spektrum für Radfahrtouristen. Das beinhalte auch eine Angebot verschiedenster Themenrouten quer durch Revier und die Pflege und den Ausbau von Radwanderwegen.
Der KVR ist inzwischen der öffentliche Träger des Großteils der Radfahr-Infrastruktur zwischen Rhein und Ruhr. Dazu gehört auch ein eigener Radreiseführer, die ‚Route der Industriekultur per Rad‘ mit ergänzendem Kartenmaterial. So können alte Bergwerke und Stahlhütten der schwerindustriellen Vergangenheit, rekultivierte Grünflächen und die verschiedenen Ruhrgebietsstädte durch neue Radwanderwege erkundet werden.
„Wir empfehlen das Unesco Kulturerbe ‚Zeche Zollverein‘ oder den ‚Landschaftspark Nord‘ in Duisburg als idealen Startort für eine breite Erkundungstour durchs Ruhrgebiet“, sagt Ulrich Syberg, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in NRW. Das Freizeitradwegenetz im Revier sei im NRW- Vergleich gut ausgebaut und wachse zudem kontinuierlich weiter.
So rät der ADFC zu Beginn einer Reviertour von Ost nach West den weiträumigen ‚Landschaftspark Nord‘ in Duisburg zu erkunden. In diesem Jahr feiert das ehemalige Hüttenareal bis August seinen zehnten Geburtstag mit Sonderaktionen und Festen. Eine Rad-Etappe weiter, in Oberhausen, wurde der 120 Meter hohe und 68 Meter breite Gasometer in eine Ausstellungshalle umgewidmet. Bis Ende Oktober zeigt hier die Schau ‚Wind der Hoffnung‘ den Ballon des Weltumfahrers Bertrand Piccard. In Essen, der nächsten Station, hat das Weltkulturerbe Zeche Zollverein seine Tore für ein Designzentrum und das Kükelhaus-Museum geöffnet. Um die großen, dunkelroten Zechengebäude im Bauhausstil sind Grün- und Waldflächen angelegt worden. Sie lassen die Dimension der einstigen Industrieanlage erahnen. In Dortmund zeigt die gründerzeitliche Zeche Zollern den Zechenbetrieb um die vorletzte Jahrhundertwende. Zur Erschließung von größeren Distanzen im Revier können Radtouristen zusätzlich auf Bus und Bahn zurück greifen. Das Nahverkehrsnetz kann den erschöpften Radfahrer zudem schnell ins eigene oder nächstgelegene Nachtquartier bringen.
„Wir sind dabei, den Radtourismus stetig weiter zu entwickeln“, sagt Christin Kowalewski vom NRW-Tourismusverband. So gebe es inzwischen auch ein breites Netz an Servicestationen für den Radfahrer. Denn wer den schnellen Service fürs Rad braucht, kann auf die ‚Revierradzentralen‘ in den Innenstädten zurück greifen. Neben Wartungshilfe und Reparaturservice der eigenen Räder können hier auch Fahrräder entliehen werden und in einer anderen Station am Zielort wieder abgegeben werden.
Von einer Revierradstation zur nächsten führen viele Radwege durch Wohngebiete und Parks vorbei. Denn etwa 60 Prozent des Ruhrgebiets bestehen aus unbebauten Flächen und Grünland. Der Emscher-Park-Radweg erschließt den Norden des Ruhrgebiets, der ‚Ruhrtal-Radweg‘ führt von Duisburg aus an der Ruhr entlang und schließlich bietet auch der ‚Rundkurs Ruhrgebiet‘ einen grünen Radwanderweg vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten.
Alle drei Radwanderrouten führen an industriekulturellen, landschaftlichen und historischen Denkmälern zwischen Kamp-Lintfort am Niederrhein und Hamm in Westfalen vorbei und besitzen insgesamt eine Länge von rund 700 Kilometer Radwege. Dabei sind die einzelnen Streckenetappen bis zur nächsten Rastmöglichkeit oder Nachtunterkunft nie weit. Denn gerade kleine und mittelständische Hotels im Revier bieten immer öfter spezielle ‚Bett und Bilke‘ Angebot für Fahrradtouristen an.
„Die Nachfrage an Angeboten für Radtouristen ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Gerade im Ruhrgebiet spezialisieren sich viele Hotelbetriebe auf dieses neue Segment“, bestätigt Olaf Hoffers, Hotelexperte des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes (DeHoGa) in NRW. Gerade das Ruhrgebiet gehöre im Bereich Radtourismus zu den Vorreiterregionen.
■ Mehr Informationen zum Ruhrgebiet auf zwei Rädern:
www.route-industriekultur.de www.bettundbike.de www.tourismusverband-nrw.de www.kvr.de