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Archiv-Artikel

Ein Spiel um 2006 Millionen

Die WM 2006 bringt Vorteile für NRW und für das Ruhrgebiet. Vom gesteigerten Ansehen profitieren Konsum und Wachstumsbranchen. Leider spielt auch der Erfolg des DFB-Teams eine Rolle

AUS GELSENKIRCHENHOLGER PAULER

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll vor allem das Ruhrgebiet wieder nach vorne bringen. Davon sind jedenfalls 150 Experten von öffentlichen und privaten Entscheidungsträgern und potenzielle Investoren überzeugt. Laut einer gestern in der Arena auf Schalke vorgestellten Studie der Ruhr-Universität Bochum, der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Nordrhein-Westfalen mbH (GfW) und der Wegweiser GmbH Berlin rechnen 91 Prozent der Befragten für Nordrhein-Westfalen mit einer Verbesserung von Image, Investions- und Konsumklima. 51 Prozent der in der Studie Befragten meinten, dass die WM für die Image-Verbesserung des Bundeslandes eine hohe bis sehr hohe Bedeutung habe. Nur Leipzig und München hätten besser abgeschnitten. „Entscheidend ist allerdings auch der sportliche Erfolg des deutschen Teams“, dämpft Studienleiter Markus Kurscheidt von der Ruhr-Uni ungewollt die Erwartungen.

Auch von seinen Gästen soll das Revier profitieren. „Landesweit sind bis zu zwei Milliarden Euro an Konsum-Zuwächsen denkbar“, sagt Werner Stürmann, Abteilungsleiter im NRW-Sportministerium. Er bezieht sich dabei auf Studien, die das Verhalten von Besuchern während Olympischer Spiele untersucht haben. Die Prognose sei daher „mit Vorsicht zu genießen“, so Stürmann.

Bundesweit sind im Rahmen der Fußball-WM noch Aufträge für rund 500 Millionen Euro zu vergeben. „Es ist davon auszugehen, dass der Großteil in NRW bleibt“, so Burscheid. Die Begründung: In NRW findet ein Viertel der 64 Spiele statt – ein Großteil davon in Dortmund und Schalke. Als vermeintliche Boom-Branchen gelten dabei: IT-Technologie, Eventdienstleistungen und die im Zusammenhang mit dem Fußball scheinbar unvermeidlichen Sicherheits- und Ordnungsdienste.

Probleme gibt es noch im Bereich Tourismus: In Dortmund und Gelsenkirchen fehle es derzeit noch an hochwertigen Unterkünften und Betten. Auch im Bereich Verkehr sind die Konzepte noch nicht ausreichend. „Die vorgelegten Pläne der Landesregierung zeigen zum Beispiel keine klare Linie“, sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW. Ein Großteil der Gelder werde in den Straßenbau gesteckt, obwohl die Vergangenheit gezeigt habe, dass durch den Ausbau des Straßennetzes auch der Straßenverkehr immer weiter zu nehme. Zur Verdeutlichung: Über eine Million Besucher werden landesweit zu den 16 Spielen erwartet. NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) fordert die Besucher daher auf, „möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Stadien fahren“.

Am späten Nachmittag konnte der Noch-Staatsekretär im NRW-Wirtschafts- und Arbeitsministerium, Jörg Bickenbach, in der Schalke-Arena rund 150 Unternehmer und Wirtschaftsleute zu einer Konferenz begrüßen, in der noch einmal auf die Wichtigkeit der Fußball WM 2006 hingewiesen wurde: „Seien sie dabei. Nach der EM ist vor der WM.“