: 19 Stellen von Irgendwo
GAL hinterfragt Ausbau des „achten Jugendamtes“: Während Kinderkuren entfallen, erhält das FIT 19 Stellen. Verband für Jugendarbeit spricht von „fachlichem Irrwitz“
Als erste Senatskollegin stellte Birgit Schnieber-Jastram (CDU) vorige Woche den Sozialetat für den Doppelhaushalt 2005/2006 vor und gab erhebliche Einschnitte in Höhe von 7,5 Millionen bei der Jugendhilfe bekannt. Unerwähnt blieb, dass in Zeiten ärgsten Spardrucks das Personal des „Familieninterventionsteams“ (FIT) von sechs auf 25 Stellen aufgestockt wird.
Dies hatte allerdings tags zuvor der Leiter des Jugendamts, Uwe Riez, auf Nachfrage der GAL-Abgeordneten Christiane Blömeke im Jugendausschuss eingeräumt. Die dafür erforderlichen Personalmittel, so Riez, würden aus dem Haushalt der Finanzbehörde bereitgestellt. „Es kann nicht sein, dass bei offenen Angeboten in der Jugendarbeit und Kinderkuren der Rotstift angesetzt wird und gleichzeitig an anderer Stelle Mittel für einen massiven Personalausbau bereitstehen“, kritisiert nun Blömeke und hakt in einer Kleinen Anfrage nach, aus welchem Haushaltstitel nun genau die Stellen finanziert werden. Das FIT, welches wie ein „achtes Jugendamt“ agiert und Fälle von polizeilich auffälligen Jugendlichen an die geschlossene Unterbringung weiterleitet, sei aus Sicht der GAL „überflüssig“, da es sinnvoller sei, die Jugendhilfeinstitutionen in den Bezirken zu stärken.
Doch hier wird massiv gekürzt. Für Jugendtreffs in den Bezirken und überregionale Hilfsprojekte wie das „KIDS“ am Hauptbahnhof soll es 1,5 Millionen Euro weniger geben, was den geschätzten Kosten fürs FIT schon recht nahe kommt.
Als „fachlichen Irrwitz“ kritisiert der Verband für Kinder- und Jugendarbeit diese Politik, und fordert die Sozialsenatorin auf, die Kürzung zurückzunehmen. „Die Einschnitte gehen zulasten der Kinder- und Jugendlichen, denen die Senatorin konkrete Angebote raubt“, erklärt Geschäftsführer Joachim Gerbing und verweist auf frühere Bürgerschaftsbeschlüsse, diese niedrigschwelligen Hilfen zu stärken, weil die „Enquete-Kommission Jugendkriminalität“ von 1999 eben dies empfahl.
„Es ist möglich, diese Summe durch effektivere Arbeitsweise einzusparen“, erklärt dagegen Behördensprecherin Anika Wichert und versichert, dass diese Millionen nicht ins FIT flössen. Deren 19 neue Stellen seien bereits finanziert, da sie aus Überhängen im öffentlichen Dienst kämen. Woher sagte sie nicht: „Das ist zu intern“. Kaija Kutter