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Archiv-Artikel

Vergleich ist gegenstandslos

betr.: „Otto I. – ein warnendes Beispiel für Otto II.“ (Nicht der Fußballtrainer Rehhagel begründet die griechische Ottokratie, sondern ein gescheiterter bayerischer König), taz vom 24. 6. 04

Otto wurde 1833 von den Großmächten England und Frankreich als griechischer König etabliert, nachdem 1831 Kapodhistrias, der von der Nationalversammlung 1824 zum Regierungschef gewählt worden war, ermordet worden war. Der hatte sich in dem vom Befreiungskrieg zerrütteten Land die Feindschaft der Oligarchie zugezogen und von Seiten Frankreichs und Englands wurde er der Russophilie beargwöhnt, war er doch gebürtiger Russe griechischer Abstammung. Otto war deshalb auch nur bei interessierten Kreisen der Oligarchie anfangs in Griechenland willkommen. Außenpolitisch war er Spielball wie Handlanger imperialistischer Interessen auf dem Balkan.

Die Fortschritte, die Griechenland seinerzeit machte, waren Variablen des ausländischen Interesses an dem Land. Das griechische gemeine Volk inklusive breiter Teile des Militärs war jedoch durch den antitürkischen Befreiungskampf dermaßen inspiriert, dass es sich nicht länger durch den Bayernkönig („König von Griechenland“) an der Nase herumführen lassen wollte. Der Widerstand gegen Otto war national gesinnt, man wollte einen eigenen König („König der Griechen“), welcher dann Otto auch nachfolgte, und etwas mehr parlamentarische Mitsprache, gestützt durch eine entsprechende Verfassung, welche dann 1864 die „konstitutionelle Monarchie“ durch ein „parlamentarisches Königtum“ ersetzte.

Kurz und gut, der versuchte taz-Vergleich mit dem „Protomastoras“ Otto Rehhagel ist gegenstandslos.

WOLFGANG RICHTER, Augsburg