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Archiv-Artikel

Sport-Marsch: Auf die Plätze, fertig, Zoff

Das Moderationsverfahren um die Zukunft der Pauliner Marsch hat noch nicht begonnen, da fühlen sich die ersten bereits übergangen

Bremen taz ■ Eine gestern unterzeichnete Vereinbarung zwischen den verschiedenen Interessensgruppen in der Pauliner Marsch soll dafür sorgen, dass sich niemand übergangen fühlt, wenn Werder Bremen bereits zum Saisonstart im August zwei Trainingsplätze als Parkplätze für „wichtige Leute“ ausweist. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst das Moderationsverfahren beginnt, in dem bis Ende März geklärt werden soll, ob Anwohner, Sportvereine, das Bauressort und der Beirat Östliche Vorstadt diesem Vorhaben überhaupt zustimmen.

Wie schwierig es wird, alle Interessen unter einen Hut zu kriegen, zeigt sich daran, dass schon jetzt die Sportvereine vergrätzt sind. Der Grund: Sie waren nicht im Boot, als die Goodwill-Vereinbarung aufgesetzt wurde. „Ich war ziemlich sauer“, sagt der Vorsitzende der Bremer Turnvereinigung (BTV) von 1877, Fritz Schütte. Nur weil ein Kollege vom Tennis Verein Rot-Weiß Bremen gleichzeitig Mitglied der Anwohnerinitiative sei, habe er überhaupt Wind davon gekriegt. Das Interview, in dem er nächste Woche vom Moderationsteam zu den Interessen seines Vereins gefragt werden soll, hätte er „am liebsten abgelehnt“. Außerdem kritisiert Schütte, dass die Vereine getrennt befragt werden. „Es wäre besser, wenn wir uns absprechen und an einem Strang ziehen könnten.“

Die Sorge gegeneinander ausgespielt zu werden, rührt daher, dass der begrenzte Platz in der Pauliner Marsch neu aufgeteilt werden soll – und es viele gibt, die gerne ein Stückchen davon hätten. So braucht der SV Werder Ersatz für die beiden Trainingsflächen, die zu Parkplätzen werden sollen. „Wir können nichts hergeben“, sagt der BTV-Mann Schütte, „wir haben nur einen Platz“. Bereits jetzt wird die Hälfte der Sportplätze von Werder Profis und Amateuren bespielt, einen weiteren Platz hätte Ortsamtsleiter Robert Bücking gerne als Freifläche für das Stadionbad, das ebenfalls neu gestaltet und stärker in die Pauliner Marsch integriert werden soll.

Gelöst werden kann die Raumnot möglicherweise dadurch, dass eine Werder-Parkfläche am Ende des Osterdeichs umgestaltet wird. Schließlich hat die Bremer Weserstadion (BWS) GmbH mit der Vereinbarung unterschrieben, mit den VIP-Parkplätzen die Gesamtparkfläche nicht zu erhöhen. Außerdem ist in der Vereinbarung fest gehalten, dass bei einem Scheitern des Moderationsverfahren nach spätestens einem Jahr die Parkplätze wieder in Sportflächen zurück verwandelt werden. Da die BWS ein starkes Interesse an den Plätzen hat, würde sie „Geld in die Hand nehmen“, um Ausgleich zu schaffen, sagt der Geschäftsführer der dem Wirtschaftsressort zugeordneten BWS, Wolfgang Heise. Wieviel Geld das sein werde und wie ausgeglichen wird – darüber müsse man sich noch einigen.

„Es geht hier nicht nur um Parkplätze“, sagt Bausenator Jens Eckhoff (CDU), der sich mit dem Wirtschaftsressort die Kosten von 80.000 Euro für die Moderation teilt. Sportsenator Thomas Röwekamp (CDU), der sich weder finanziell beteiligt noch inhaltlich zu der Zukunft des Sport- und Freizeitgebiets geäußert hat, kenne das Papier, so Eckhoff. „Aber irgendwie muss man sich das ja aufteilen.“ Noch im vergangenen Sommer hatte die Aufgabenteilung anders ausgesehen: Als es um einen Rettungsplan für das Horner Bad gegangen war, hatten Röwekamp und Eckhoff gemeinsame Sache gemacht und sich medienwirksam ins Schwimmerbecken geworfen. Eiken Bruhn