: berliner szenen Hauptstädter in Mallorca
Kiss me, I’m German
Dieses Land sei abstoßend, soll er gesagt haben, berichtet Düsel. Die Einwohner seien von einer abgrundtiefen Perfidie, ja Begriffsstutzigkeit und Dummheit, sodass es überhaupt nicht zu ertragen sei, womöglich sogar mehreren von ihnen auf einem Haufen zu begegnen. Egal wo.
Auf einige Tage sei er kürzlich nach Mallorca geflüchtet, vor allem des labenden Klimas und des guten Kaffees wegen. Doch auch und gerade dort habe er den nun plötzlich nach Sonnenöl und Sangria riechenden Objekten seines Hasses überhaupt nicht entkommen können, diesen unverschämten Käsegesichtern, die die Kellner der mallorquinischen Bars mit ihren skrupellos hervorgestoßenen Dialekten terrorisierten. „Hüten Sie sich vor den Deutschen!“, soll er in seiner Stammkneipe „Bermudadreieck“, die Pferdedecke mit einem Gürtel um seinen Leib gebunden, nach dem dritten Bier immer wieder ausgerufen haben.
Düsel hört gar nicht mehr auf, von ihm zu reden. Besonders schlimm sei es mit den gebürtigen Hauptstädtern. Das Problem sei nicht die nach wie vor bestehende „Mauer in den Köpfen“, sondern der sich immer noch weiter steigernde, zutiefst provinzielle Dummheitswettbewerb, den sich die östlichen Hauptstadtbewohner mit den westlichen Hauptstadtbewohnern lieferten. Den Kollateralschäden dieser gemeingefährlicher Idiotie sei letzten Endes in ganz Europa nicht zu entkommen, habe er ausgerufen. „Hüten Sie sich vor den Berlinern und besonders vor denen im Ausland, denn es sind die gemeinsten und durch ihren voller Stolz in die Welt getragenen postnationalsozialistischen Hauptstadttaumel letzten Endes gemeingefährlichsten Subjekte, die diesen Planeten jemals bevölkerten!“
JAN SÜSELBECK