SOWJETISCHES KINO IM ARSENAL : Da gibt es einiges zu entdecken, zum Beispiel den Regisseur Wassili Schukschin
Tarkowski, okay, kennen wir. Ansonsten aber hat es das Kino der Sowjetzeit eher schwer. Es ist, als ob es mit der Sowjetunion untergegangen wäre, aus der es allerdings auch nie richtig herausgekommen ist. In den postsowjetischen Staaten scheint man den Sozialismus sowieso am liebsten vergessen zu wollen und dreht stattdessen Filme wie „Russian Ark“, wo drei Stunden lang kostümierte Adlige durch die Eremitage von St. Petersburg hüpfen. Dagegen ist ein Film wie „Agonie“ (1974, siehe Foto) geradezu eine Wohltat. Das Filmkunsthaus Babylon beginnt damit nächste Woche seine sowjetische Filmreihe, gezeigt wird ein modernden Zarenreich mit Rasputin als Todesengel. Es folgen drei Filme von Wassili Schukschin, einem Studienkollegen von Tarkowksi an der Moskauer Filmhochschule. „Euer Sohn und Bruder“ (1966) handelt von zwei ungleichen Brüdern. Der eine ist ein entflohener Sträfling, der andere ein berühmter Ringer, nun besuchen sie ihre Familie. „Reisebekanntschaften“ (1972) schildert, wie der Traktorist Iwan aus dem Dorf Altai die erste Urlaubsreise seines Lebens antritt. Schukschins wohl bekanntester Film aber ist „Kalina Krassnaja“ (1974), die Geschichte eines Häftlings, der mit einer fremden Frau Briefe wechselt, sie nach seiner Entlassung besucht und damit eine Tragödie auslöst. Fassbinder soll dieser Film stark beeindruckt haben.