: Armut schafft erst Unsicherheit
Social Watch Report 2004: Wichtiger als der Kampf gegen den Terror sind die Sicherung der sozialen Verhältnisse und die Verwirklichung der Menschenrechte
BERLIN epd ■ Drei Viertel der Weltbevölkerung leben dem „Social Watch Report 2004“ zufolge in bedrohlichen Verhältnissen. Armut und Ausgrenzung seien weltweit die Hauptursache dafür, dass Menschen nicht in Sicherheit leben könnten, sagte Klaus Heidel, Sprecher des Forum Weltsozialgipfel gestern bei der Vorstellung des Berichts.
Auch in Deutschland verschlechtere sich die Lage von Erwerbslosen und Geringverdienern zusehends. In dem Forum sind 26 deutsche Hilfswerke, Stiftungen und Gewerkschaften zusammengeschlossen. Die Autoren des Berichts analysieren die soziale Lage in 49 Ländern – und kommen zu dem Schluss, dass die Bekämpfung von Armut und die Verwirklichung der Menschenrechte Vorrang haben müsse vor dem Kampf gegen Terrorismus. Die Fortschritte bei der angestrebten Halbierung der weltweiten Armut seien zu gering, so Heidel.
Während einige Länder etwa in Südostasien Verbesserungen vorweisen könnten, gebe es vor allem in Afrika Rückschritte. So sei zwar der Zugang zu sauberem Wasser in 80 Ländern besser geworden. In 14 Ländern habe sich jedoch die Ernährungssituation verschlimmert, in 6 Ländern sei die Säuglingssterblichkeit gestiegen, in 5 Ländern nähmen die Bildungsmöglichkeiten ab. Die Gründe seien teils hausgemacht, teils auf die globalen Verhältnisse zurückzuführen. Als „ernüchternd“ bezeichnen die Verfasser die Ergebnisse der westlichen Sicherheitspolitik. So sei etwa der Frieden in Afghanistan keinesfalls gesichert.
Auch der Agenda 2010 der Bundesregierung stellen sie ein Armutszeugnis aus: Die Gesundheits-, Arbeitsmarkt- und Rentenreformen führten zu einer Verschlechterung der Situation der unteren und mittleren Einkommensschichten.