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Archiv-Artikel

Auf dem Holzweg

Der nachwachsende Rohstoff hat gute Dämmeigenschaften und steht bereits vor der Tür. Weil Holz ökologisch ist, schont es auch den Geldbeutel

VON KLAUS BABEL

Josef Huber ist ein gestandener Bayer. Und wie sich das für einen Bayern gehört, ist er naturverbunden. Sein Unternehmen „Huber & Sohn“ in Bachmehring ist seit 75 Jahren auf Holz und Bautechnik spezialisiert und baut Holzhäuser. Aber Huber ist anders, als Nordlichter sich das jetzt wohl vorstellen – und er legt Wert darauf: „Wir machen hier keine Jodelästhetik! Holzhäuser sind moderne Gebäude, und so können sie auch aussehen.“ Wer es ästhetisch weder bayerisch noch modern mag, findet das alte und nach wie vor aktuelle Hauskonzept bei Sjödalshus auch im skandinavischen Gewand. Aussehen ist Geschmackssache. Entscheidend ist: Gerade weil Holzhäuser ökologisch sind, sind sie auch ökonomisch.

Deshalb wurde der nachwachsende Rohstoff in den vergangenen Jahren von immer mehr Häuslebauern entdeckt. 1995 waren etwa 5 Prozent aller in Deutschland genehmigten Einfamilienhäuser aus Holz. Mittlerweile sind es dreimal so viele. Die ganz normale Mittelschicht ist im Holzhaus angekommen. Nach wie vor wachsen in deutschen Wäldern die Eigenheime von morgen schneller nach, als gebaut wird. Die ausschlaggebenden Gründe sind gutes Raumklima und hohe Dämmwerte. „Wohl fühlen und sparen“ lautet das Erfolgsrezept.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, hat dem nachwachsenden Rohstoff in seinem „Jahrbuch 2003 – ökologisch bauen und renovieren“ gute Noten erteilt. Was die Umweltschützer freut: Holz ist ein umweltverträglicher Baustoff, jedenfalls wenn es keine langen Transportwege zurücklegen muss. In einem Wohnhaus werden rund 100 Kubikmeter Schnittholz verbaut. Diese Menge wächst allein im Allgäu in anderthalb Stunden nach und entzieht dabei der Luft etwa 150 Tonnen Kohlendioxid. Bei Herstellung und Verarbeitung wird weniger Energie verbraucht und Kohlendioxid ausgestoßen als bei anderen Baustoffen.

„Aber der Holzboom hat auch seine Tücken“, warnt Michael Spielmann, Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes Baden-Württemberg. „Bauen mit Holz ist nicht automatisch nachhaltig und ökologisch.“ Beispiel Rotkernbuche: Die ist bei vielen Bauherren aus rein ästhetischen Gründen unbeliebt. „Dabei lassen sich solche vermeintlichen Makel mit einfachen Mitteln beheben.“ Stattdessen werde immer wieder auf Tropenhölzer zurückgegriffen, nicht zuletzt, weil diese sehr billig importiert werden. Aber: „Forstwirtschaft und verarbeitende Industrie können den Bedarf bezahlbar decken.“

Und aufs liebe Geld kommt es den Bauherren schließlich auch an. Qualität hat zuerst einmal ihren Preis, aber im späteren Unterhalt spart man. Entscheidend ist die Wärmedämmung. Dabei ist Holz herkömmlichen Ziegeln weit überlegen. Mit speziellen Luftkammern in der Massivholzwand und mit einer Mischung aus Wachs, Holzmörtel und Sägemehl lassen sich die Dämmeigenschaften noch optimieren. Dann sind herkömmliche Öl- und Gasheizungen für das Holzhaus schon überdimensioniert. Die Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2002 lassen sich so leicht einhalten oder gar unterschreiten: Neue Einfamilienhäuser dürfen umgerechnet nur noch etwa 7 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr benötigen. Nicht nur Energiesparer, auch Allergiker erfreuen sich am Holz: Es erzeugt ein gesundes Raumklima. Im Sommer sind die Räume angenehm kühl, im Winter lassen sie sich schnell beheizen, weil die Wände Wärme lange speichern. Holzkonstruktionen benötigen keinen chemischen Schutz und dünsten somit keine schädlichen Stoffe aus.

Holz ist nicht nur natürlich und ökologisch, Holz ist auch Hightech. Beispiel Massiv-Holz-Mauer: Die wird seit etwa anderthalb Jahren von der gleichnamigen Firma produziert und ist eine Alternative zum weit verbreiteten Holzrahmenbau. „30 Häuser“, so Andreas Ludewig, Projektleiter von Massiv-Holz-Mauer, „wurden damit bislang gebaut. Bis September sollen es 45 sein.“ Deren rein ökologische Vollholzwände bestehen aus beliebig breiten, getrockneten 24-Millimeter-Brettern. „Die waren ursprünglich nur ein Nebenprodukt im Sägewerk“, erläutert Ludewig. Nun entstehen daraus maschinell gefertigte Fertigwände in verschiedenen Maßen.