: Generation ohne Ansprüche
betr.: „Zaster für die Alten“ von Peter Köpf, taz vom 23. 7. 03
Nicht nur weniger Ansprüche konnte meine Generation der im Krieg Geborenen haben, sondern praktisch gar keine. Es war toll, Krieg, Bomben und Flucht zu überleben, ein Wunder, dabei die Familie zu behalten, ein Glück, etwas zu essen zu finden, nicht zu erfrieren, ein Dach über dem Kopf zu erhalten, zum Beispiel ein Strohlager im Stall, eine Turnhalle für ein paar Tage, ein Kinderheim für ein paar Wochen etc. Wie wir mit all dem fertig wurden, was es uns gekostet hat, hat nie jemand gefragt.
Zwar fanden wir, als wir erwachsen wurden, früher noch Arbeit, anders als heutige junge Menschen, aber mit äußerst geringer Bezahlung, daher eine geringe Rente, zumal die heutige Berechnung ungünstiger ist, zum Beispiel viel weniger Ausbildungsjahre berücksichtigt werden. Nun wird weiter daran genagt, wie Herr Köpf treffend beschreibt. Es wird an der Krankenversicherung gesägt. Alles sollen wir selbst bezahlen, obwohl wir die vielen Jahre in die Sicherungssysteme einzahlten und besonders Frauen Vielfachbelastungen auf sich nahmen. Davon profitierten genau die nächsten Generationen, die in relativ großer Sicherheit aufwuchsen (aber dabei enorme Ansprüche entwickelten).
Kurz: Ich bin es leid, mir von jüngeren Menschen (und Medien) vorhalten zu lassen, dass wir mit unserem Älterwerden die Gesellschaft ruinieren, statt dass unser erheblicher Beitrag für sie wahrgenommen wird. Dass Sie, Herr Köpf, dies richtig gestellt haben, dafür herzlichen Dank! FRIDBURG THIELE, Berlin
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die erscheinenden Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.