: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Krise des DFB ähnelt dem Niedergang des Grand Prix der Schlager – Stars machen da nicht mit. Und: Wenn die Regierung an die „Solidarität“ der BürgerInnen appelliert, gucken die reflexartig, ob ihre Brieftasche noch da ist
taz: Was war schlecht in der letzten Woche?
Friedrich Küppersbusch: Nachdem man kaum mehr den Amis, nie Saddam Hussein und noch nicht der neuen irakischen Regierung trauen kann – was soll ich mit dieser Hussein-Show anfangen? Muss ich das sehen?
Was wird besser in der nächsten?
Parlamentarische Sommerpause. Vorwarnung Krachersprüche Friedrich Merz.
Der DFB sucht einen Bundestrainer. Wer soll es werden? Und wäre ein neuer DFB-Chef nicht auch günstig? Und wer?
Interessante Theorie, wonach Greatesthitzfeld kurz auf der Standspur parkt, bis Meyerformfehler abgeräumt ist, und dann antritt. Andererseits: Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß bereiteten dem verdienten Trainer einen unwürdigen Abgang bei Bayern. Damit er zum DFB geht, wo ihm künftig reinreden: Beckenbauer, Rummenigge, Hoeneß?
Wäre die Republik denn reif für einen ausländischen Trainer Guus Hiddink – oder ist unsere postnationale Multikultigesellschaft noch nicht so weit?
Solange die Vorgabe heißt, 2006 mal eben Weltmeister zu werden, kann man niemandem empfehlen, den Job anzunehmen. Früher konnten die Clubs ihre wertvollsten Spieler ins Schaufenster Nationalelf legen; heute können Stars sich dort eher beschädigen. Das ähnelt drollig dem Niedergang des Schlager Grand Prix. Ein mit den Machtstrukturen der Bundesligaclubs weniger vertrauter Trainer hätte es noch schwerer.
In der nächsten Woche wird Hartz IV den Bundesrat passieren. Um „fördern und fordern“ sollte es gehen – faktisch bedeutet es: Weniger Geld für Arbeitslose. Ist das die notwendige Korrektur des Sozialstaats, von der der neue Bundespräsident Horst Köhler redet?
Mir ist, ganz banal, noch nicht klar, wieso ich Dutzende Berufsjahre in eine Versicherung einzahle, im Schadensfalle aber Leistungen aus Steuergeldern beziehe, wenn überhaupt. Daneben zerfällt die Aktion in machtmechanische Spielchen: Teils wird die Bundesanstalt für Arbeit ausgehebelt, was ordoliberaler Traum ist; teils werden Unions-regierten Kommunen und Ländern Milliarden zugeschoben, damit die Mehrheit steht.
Rot-Grün will die volle Mehrwertsteuer für voll fettes Essen. Ist diese Currywurststeuer okay?
Nachdem die Angleichung der relativ niedrigen deutschen Konsumsteuer nur ein Thema für ganz harte Männer wie Heide Simonis ist, scheint dieser Vorschlag, weil weniger pauschal, eher durchsetzbar. Die Idee, Grundnahrungsmittel steuerlich zu schonen, muss Luxusprodukte nicht künstlich verbilligen.
Freitag trifft sich die Regierung zur Klausur in Neuhardenberg. Kommt dabei mehr heraus als Bilder von Ministern in kurzärmeligen Hemden?
Keine Ahnung. Rot-Grün fehlt schmerzlich ein ideeller Überbau. Die tradierten Werte, mindestens aber Begriffe wie Solidarität und Gerechtigkeit sind entwertet oder gar zur Schreckensvokabel verkehrt: Appelliere bei Rente, Gesundheit, Arbeitsplätzen an Solidarität, und die Leute gucken reflexartig nach, ob ihre Brieftasche noch da ist. Das ist ein beklemmendes Wertevakuum, das durch nette Bilder nicht zu therapieren ist. Übrigens auch nicht zu reparieren durch eine sozialdemokratische 80er- Show wie die Linksneugründung.
Wie geht es eigentlich dem Sommerloch?
Dieses Jahr Methadonprogramm EM, Tour de France, Olympia. Ich kann nicht klagen, danke.
Und was macht der deutsche Fußball?
Schreitet voran. Köhlerhotte hat es angesprochen: Der Endspielball enthielt deutsche Ingenieurskunst. Dazu waren Schiri und Trainer Deutsche. Nur die elende Plackerei haben wir klassischen Leichtlohnländern wie Griechenland und Portugal überlassen. There we go! FRAGEN: SR