: Razzia bei Landowsky & Co.
Staatsanwaltschaft schaut beim Ex-BerlinHyp-Chef und weiteren Exmanagern der Bankgesellschaft vorbei und beschlagnahmt Unterlagen. „Ich bin begeistert“, sagt Grünen-Abgeordnete Oesterheld
von STEFAN ALBERTI
Bei der Bankgesellschaft könnte derzeit alles ganz nett sein. 134 Millionen Euro Gewinn im ersten Halbjahr gab der Konzern am Mittwoch durch. Vor einem Jahr war es noch ein Minus von 154 Millionen. Dumm nur, dass fast zeitgleich der Name Bankgesellschaft mit einem gar nicht positiv belegten Begriff fällt: Razzia. 26 Wohnungen von 15 Exvorständen und Exaufsichtsräten von Konzern und Tochterfirmen hat die Staatsanwaltschaft durchsucht. Auch betroffen: Klaus Landowsky, früher Chef der Tochter BerlinHyp und CDU-Fraktionschef.
Bei der Bankgesellschaft will man trotz der Razzia keinen Imageschaden erkennen. „Das sind ja Sachen der Vergangenheit, deren Aufarbeitung wir unterstützen“, sagt Pressesprecherin Constanze Stempel. Von der Aktion der Staatsanwaltschaft sei der Bank nichts bekannt gewesen. 2001 hatten Millionenkredite der BerlinHyp an die Immobilenfirma Aubis und eine zeitnahe Spende an die CDU den Bankenskandal und das Ende der großen Koalition ausgelöst.
Laut Justizsprecher Björn Retzlaff gehören die durchsuchten Wohnungen 15 Beschuldigten, gegen die wegen der Kredite ermittelt wird. Namentlich nannte er neben Landowsky die Exvorstände Jürgen Noack und Gerd-Ulrich Blümel. Ermittelt werde in der Regel wegen Untreue. Wann Anklage erhoben wird, sei noch offen.
Bei der Razzia, diesem griffigen Wort arabisch-algerisch-französischen Ursprungs für eine groß angelegte Fahndungsaktion, beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft am Dienstag Geschäftsunterlagen. Ergebnisse lägen noch nicht vor, auch sei nicht absehbar, wann die Auswertung der Unterlagen abgeschlossen sei, sagte Retzlaff.
Bei den Mitgliedern des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankgesellschaft stieß die Razzia zu den Aubis-Ermittlungen auf ein positives Echo. „Ich bin begeistert“, sagte Barbara Oesterheld (Grüne). Über die Staatsanwaltschaft habe auch der Ausschuss Zugriff auf die beschlagnahmten Unterlagen. Sie rechnet nicht damit, dass es Monate dauern wird, bis die Behörde ihre eigene Auswertung beendet und die Papiere freigibt. „Die sind da ziemlich flink.“ Oesterheld nannte die Aktion „nicht ganz überraschend“. Es sei klar gewesen, dass einzelne Beschlagnahmungen anstanden.
Ausschusschef Frank Zimmermann (SPD) formulierte seine Hoffnungen etwas vorsichtiger. „Wir sind in sehr gutem Kontakt zur Staatsanwaltschaft“, sagte er. Eine weitergehende Bewertung der Razzia aber lehnte er ohne Kenntnis der beschlagnahmten Unterlagen ab. Unmittelbar vor der Sommerpause hatte ein früherer Abteilungschef der BerlinHyp im Ausschuss Hinweise auf Verantwortlichkeiten bei der Kreditvergabe gegeben. Zimmermann sprach danach von einem „großen Schritt voran“.