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Archiv-Artikel

Keine Expansion

Hamburg und Mannheim können sich nicht das Gelsenwasser reichen – für HWW-Chef Hames eine verpasste Chance, für „Unser Wasser“ ein Glück

von GERNOT KNÖDLER

Mit dem Verkauf von Deutschlands größtem privaten Wasserversorger Gelsenwasser sind die Expansionspläne des Chefs der Hamburger Wasserwerke (HWW), Hanno Hames, fürs Erste gescheitert. Während Hames das außerordentlich bedauert, zeigt sich Jürgen Arnecke von der Bürgerinitiative „Unser Wasser Hamburg“ erleichtert. „Ich bin froh, dass das nicht geklappt hat“, sagte der Vertreter der Initiative, die einen Bürgerentscheid gegen eine Privatisierung der HWW herbeiführen möchte.

Die HWW hatten sich gemeinsam mit den Mannheimer Verkehrs- und Versorgungsbetrieben (MVV) um die Anteile der Firma E.on an Gelsenwasser bemüht. Der Energieriese muss sich aus kartellrechtlichen Gründen von seinen 80,5 Prozent trennen. Um das Paket, dessen Preis auf 0,8 bis 1,3 Milliarden Euro geschätzt worden war, hatten sich auch die Entsorgungsfirma Rethmann und der Wasserversorger Veolia beworben. Den Zuschlag erhielten für 835 Millionen Euro die Stadtwerke Dortmund und Bochum.

„Wir waren nicht bereit, einen strategischen Preis zu bezahlen“, sagt Hames, „sondern nur das, was ökonomisch vertretbar war.“ Ihm zufolge wollten die HWW mit den MVV eine Gesellschaft mit Sitz in Hamburg gründen, die Gelsenwasser gekauft hätte. Die neue Gesellschaft hätte sich selbst mit Kapital versorgen sollen, das durch den Betrieb von Gelsenwasser hätte refinanziert werden müssen.

Mit einer solchen Erwerbung, so Hames, hätten die HWW auf dem international bedeutender werdenden Markt für die Wasserversorgung mitspielen können. Die Bündelung von Know How, Kapazitäten, Verbindungen, mehr Flexibiliät und ein größeres finanzielles Gewicht hätten es erlaubt, gegen internationale Konzerne wie Veolia zu konkurrieren und dabei das Prinzip Nachhaltigkeit zu vertreten.

Trotzdem sieht die Initiative „Unser Wasser“ in einer solchen Unternehmensstrategie „keinen Sinn“. Das internationale Engagement westlicher Wasserkonzerne habe bisher wenig erfreuliche Resultate gezeitigt, sagt Arnecke. Er befürchtet, dass sich die HWW mit einer großen Erwerbung verheben würden. Für das Risiko müssten am Ende die Hamburger mit höheren Wasserpreisen und einer schlechteren Wasser- und Umweltqualität bezahlen.

Die HWW förderten 2002 rund 126 Millionen Kubikmeter Rohwasser und machten 182 Millionen Euro Umsatz. Gelsenwasser verkaufte 230 Millionen Kubikmeter Wasser. Sein Umsatz lag bei 400 Millionen Euro, er stammte jedoch zum Teil aus dem Energie- und Entsorgungsgeschäft. Die Dortmunder Stadtwerke lieferten 50 Millionen Kubikmeter Wasser, die Bochumer 29 Millionen Kubikmeter. Die Stadtwerke, die neben dem Wasser weitere Geschäftsfelder beackern, setzten zusammen 1,1 Milliarden Euro um.